Heute ist Käsetag!

Zwischen Gampelen nach Le Sentier liegen eigentlich nur knapp 95 km. Wir sind dafür einen ganzen Tag unterwegs, denn bei einem Roadtrip ist ja bekanntlich der Weg das Ziel! Bei der Routenplanung war schnell klar: Wenn wir schon in dieser Region sind, müssen wir unbedingt zum Gand Canyon der Schweiz! 

An der Grenze zwischen den Kantonen Neuenburg und Waadt im Val de Travers liegt die riesige Felsformation Creux du Van. Heute wäre passender Creux du Vent, denn als wir den Van parkieren, sehen wir, dass die anderen Wanderer fast umgepustet werden. Das Aussenthermometer zeigt 4.5 Grad an. Handschuhe habe ich leider nicht dabei aber genügend sonstige Bekleidung verteilt in den Mini-Schränken im hinteren Teil des Fahrzeuges. Im «Ich frier mir hier nicht den A.... ab»-Modus reisse ich eine wilde Kombination von Schichten raus. Kurzarmshirt, Langarmshirt, Fleecepullover, Regenjacke, Schal und Mütze. Zwiebelschalenprinzip vom Feinsten!

Wir laufen los und als wir an der Kante des Massivs ankommen, müssen wir uns entscheiden entweder zuerst hochlaufen und dann runter oder zuerst runter laufen und dann hoch. Der eisige Wind peitscht und weil das noch nicht genug ist, hat jetzt auch noch ein Sprühregen und Schnee Mix eingesetzt. Bäh, ich kann kaum die Augen offenhalten!

Wir entscheiden uns für den Weg nach unten, da gibt es sicher einen guten Blick auf den rund 1200 m breiten und 500 Meter tiefen Koloss. Und ja, es war die richtige Entscheidung! Grandios! Knips, knips und dann auf dem direkten Weg wieder an die Wärme. Das Wetter wird irgendwie immer schlechter. Das Restaurant auf dem Weg zum Van hat offen, aber auf der Terrasse möchte bei diesem Wetter verständlicherweise niemand sitzen. Wir fragen, ob sie für uns ein Sandwich machen würden und das machen sie und wie! Selber im Holzofen gebackenes Brot, Käse vom benachbarten Käser, Gurken, Tomaten und Senfaufstrich. Ein Gedicht. Wir lunch gemütlich im Van, schliessen Wetten ab wie viele Schirme von vorbeilaufenden Spaziergängern verhuddelt werden und fahren dann weiter.

Äs schiffet in Strömä! Der Cali wedelt hektisch mit den Scheibenwischern damit wir überhaupt noch etwas sehen. Nächster Halt: Käserei! Fast alle kennen sie, die rezenten Käseröschen von Tête de Moine. Wir fahren heute noch zur Produktionsstätte. Jawohl, die ist in St-Imier!

Als einzige Besucher kommen wir in den Genuss einer 1:2 Betreuung der netten Dame im Visitor Center, welche zum Glück auf Deutsch alles Wissenswerte über ihren Käse erzählt. Hier einige Zahlen: 

Spielhofer Fromages verarbeitet pro Jahr 27 Mio. kg Milch zu 2400 Tonnen Tête de Moine. Nur mit dieser Käsesorte (sie produzieren noch weitere) setzt die Käserei CHF 50 Mio. pro Jahr um und 60 % der Produktion werden in 47 Länder weltweit exportiert. Der Wahnsinn!

Im Shop decken wir uns noch mit dem nötigsten Käse  ein und machen uns auf den Weg zum Lac de Joux.

Auf dem Campingplatz angekommen, zeigt sich das Ergebnis des strömenden Regens. Unsere Parzelle ist sozusagen unter Wasser und nicht befahrbar. Wir bekommen die Anweisung, unser Fahrzeug VOR der Parzelle auf dem Asphalt aufzustellen. Das ist an sich eine gute Lösung aber H-P muss trotzdem durch den ganzen Schlamm laufen um die Stromversorgung anzuschliessen. Obwohl die sanitären Anlagen nur ein paar Schritte weg sind, werden wir jedes Mal beim Rausgehen vom Regen durchnässt und es ist kaaaaaalt draussen..... I hate Camping!

Wir lassen uns die gute Laune vom fiesen Wetter natürlich nicht verderben. Mini Racletteöfeli aus der Box 2 rausnehmen. Lokaler Weisswein, Raclettekäse von Spielhofer, Kartoffeln vom Bauer unterwegs und was es sonst noch alles für das Schweizer Nationalgericht braucht, auf den Tisch! Alles da was es für einen gemütlich Abend braucht! I love Camping!

Morgen esse ich dann keinen Käse! Oder doch? Vielleicht? Nur ein klitzekleines Stück? Mal sehen!

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