Das Jahrtausend Battle: Schmelzwasser gegen Kalkstein

Heute arbeiten wir eine schon lange vor uns hingeschobene Pendenz ab. Wir besuchen die Aareschlucht und die ist von Brienz nur rund 15 Autominuten entfernt. Keine Ahnung, wo das sommerliche Wetter von gestern sich versteckt. Heute präsentiert sich alles grau in grau und es bläst ein kühler Wind. Brrr....zurück zum Tenue Zwiebelschale oder wie die Einheimischen hier sagen: Zibeleschale

Die Aare entspringt im Gebiet rund um den Grimsel und schlängelt sich von der wilden Berglandschaft durchs Haslital, den Brienzer- und Thunersee und prägt das Bild der Bundeshauptstadt Bern, bevor sie schliesslich in Koblenz in den Rhein mündet. Zwischen Meiringen und Innertkirchen hat die Aare eine 1.4 km lange und bis zu 200 Meter tiefe Schlucht in den Kalkstein gefressen. Während Jahrtausenden zwängte sich das Wasser rauschend und grollend immer tiefer in die Felsen. 

 

Für CHF 10 Eintritt pro Person begeben wir uns auf den Entdeckungsspaziergang. An der Kasse die obligate Frage «Aus welchem Kanton kommen Sie? Ist für die Statistik.». Wir: «Appäzöll Innerrodä». Die Betonung der zwei Wörter versuchen wir möglichst prägnant hinzukriegen und wir lachen jedes Mal laut raus, weil’s einfach zu schön tönt. Die Dame an der Kasse denkt sich vermutlich, die haben einen an der Klatsche, die zwei Appenzeller. Die Herkunft ist ja nicht ganz gelogen, mindestens unser Cali scheint gemäss Autonummer von dort zu kommen. 

 

Der Weg durch die Schlucht führt über Stege und durch Tunnels und ist sehr gut unterhalten. Er kann von Gross und Klein mühelos zurückgelegt werden. Die breiteste Stelle der Schlucht misst 40 Meter, die schmalste Stelle jedoch nur gerade mal einen Meter. Genau an dieser Stelle habe ich beim Bilder knipsen meinen Rucksack an der Wand nach geschleift, der sieht jetzt aus, als hätte er eine Schlammpackung bekommen. Mal schauen wie ich den wieder salonfähig kriege.

 

Dieser Ort hat etwas Mystisches und strahlt die Kraft der Natur sehr eindrücklich aus. Unter unseren Füssen presst sich das eisige Gletscherwasser durch den Kanal. An einigen Stellen fliesst das Wasser ganz ruhig, an anderen Stellen tosend und reissend. Wir benötigen rund 40 Minuten für den Weg vom West- zum Ost-Portal. Eigentlich wäre vorgesehen, dass der Rückweg ausserhalb der Schlucht zurückgelegt wird. Wir sind jedoch so begeistert, dass wir den gleichen Weg nochmals zurücklaufen. Und das hat sich gelohnt, denn die Schlucht sieht aus dieser Perspektive nochmals ganz anders aus.

 

Mit knurrendem Magen fahren wir nach Meiringen. Dieser Ort ist ausgestorben, hier ist rein gar nichts los. Die Restaurants sind zu, Take away Angebot ist nirgends ersichtlich und sogar die Bäckerei hat über Mittag von 12 – 14 Uhr geschlossen. 

 

Wir fahren zurück nach Brienz. Anscheinend haben wir den schönsten Teil gestern übersehen. Die Brunngasse ist über die Landesgrenzen hinaus bekannt, da sie schon einmal als «schönste Gasse Europas» ausgezeichnet wurde. Die meisten Häuser stammen aus dem 18. Jahrhundert. Auch nicht zu übersehen ist, dass dieser Ort eine lange Tradition von Holzschnitzereien hat. Wunderschön, was aus Holz alles entstehen kann.

 

Hier ist auch über Mittag ordentlich was los. Wir werden vom Duft einer Pizzeria angelockt, der der Magen knurrt ja immer noch. Mittlerweile regnet es in Strömen und darum macht auf der Terrasse sitzen nicht wirklich Spass. Der Besitzer der Pizzeria sagt, kein Problem «Per portare?». «Si, volentiere!» Wir fahren zurück zum Campingplatz und schnabulieren Pizza! 

 

Den restlichen Tag verbringen wir mit Bücher lesen und chillen. Petrus hat nochmals die Schleusen geöffnet. Während einem kurzen trockenen Zeitfenster macht H-P noch Camping-Maintenance und leert die chemische Toilette unseres Vans (siehe Rollköfferli auf dem letzten Bild). Tja, auch das gehört zum Camping.

 

A

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