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Bitte 2 x MAC BIKE ohne Pommes aber mit bequemem Sattel!

Bis jetzt waren wir als Fussgänger sozusagen als Freiwild unterwegs. Heute ist alles ganz anders, wir stehen bei Mac Bike und suchen im üppigen Menü das passende Fahrrad aus. Mit allem coolen Schnick Schnack, was sonst! Ja, und eine laute Klingel will ich haben und einen sehr bequemen Sattel! Es ist aber in Realität so, dass sie die Vorauswahl aka Downsizing bereits gemacht haben. Für uns heute zur Auswahl: Mit oder ohne Bremse!

Beim Packen zuhause hatte ich kurz daran gedacht, meine Bike Pants mitzunehmen. Den Einfall hatte ich aber wieder verworfen, da wir ja vermutlich nicht mehrere Stunden mit dem Drahtesel unterwegs sein würden. Hätte ich sie doch eingepackt! 

 

Fahrräder sind DAS Verkehrsmittel Nr. 1 in der niederländischen Metropole. Wenn man zahlreichen Berichten glaubt, wird in keiner anderen Stadt der Welt soviel Fahrrad gefahren wie in Amsterdam. Die Stadt ist unglaublich fahrradfreundlich, es zieht sich ein Netz von mehr als 500 km Radwege quer über die City. Anscheinend soll es mittlerweile auch mehr Fahrräder als Einwohner hier haben (ungefähre Anzahl: 880‘000).

 

Wir stehen also nun in der Vermietstation von Mac Bike und wollen beim Auswählen so richtig aus dem Vollen schöpfen. Die Frau hinter der Ladentheke winkt ab. Aktuell stehen zwei Modelle zur Verfügung: Wollt ihr mit oder ohne Bremse? Mit Bremse kostet etwas mehr! Also wie jetzt „ohne Bremse“? Ah ok, zum Rücktritt noch Bremse am Lenker! Wie viele Gänge hat der Göpel? 3! OK! Gut dann bitte 2 Mal mit Bremse! ..und bitte mit Versicherung!

 

Was müssen wir wissen?

  • Handy in der Hand gibt ein Ticket von EUR 95, die Stadt zieht das durch, sie brauchen Geld.
  • Parken nur in der entsprechenden Zone, es wird sonst direkt abgeschleppt.
  • Jeder Richtungswechsel muss mit Handzeichen „angemeldet“ werden, sonst knallt’s.
  • Das Fahrrad hat zwei Schlösser. Es müssen immer beide Schlösser benützt werden. Das Risiko, dass das Zweirad geklaut wird, ist sehr gross, es kommen pro Jahr rund 900‘000 Diebstähle zur Anzeige.

Los geht’s! Raus aus dem Touristensumpf und rein ins richtige Amsterdam! Wir cruisen dem Wasser entlang Richtung Westerpark und staunen ab der beeindruckenden Architektur. Sightseeing vom Feinsten, Sonnenschein pur und freie Fahrt auf dem roten Fahrradweg.  Ab und zu hält uns ein nerviges Rotlicht auf oder wir machen einen Fotostopp. Der ganze Stadtteil ist ein attraktiver Mix aus Gewerbe, Industrie und Wohnen. Als wir kurz Pause machen, kommen wir mit einem Fotografen ins Gespräch. Er hat viele Jahre in Amsterdam gelebt und gibt uns noch ein paar Insider Tipps für unsere Tour. 

 

Im Stadtteil Oud-West queren wir eine abgehalfterte Windmühle und steuern die Foodhallen an. Das ist ein Foodcourt, der in einem ehemaligen Bahnhof seinen Platz gefunden hat. Wir parken die Drahtesel in der Tiefgarage für Fahrräder und schliessen sie natürlich doppelt ab. Dim Sum überzeugt uns als Lunch und nach einem Stündchen Pause, fahren wir weiter durch Oud-Zuid. H-P’s Bike scheppert schon die ganze Zeit. Fast jeder Fussgänger dreht sich um und murmelt etwas vor sich hin, als hätten sie Mitleid mit H-P oder dem Fahrrad. Details habe ich leider nicht verstanden.

 

Mittlerweile macht sich die Kehrseite schon etwas bemerkbar, ist aber noch im grünen Bereich. Im Stadtteil De Pijp drehen wir ein paar Runden und finden uns plötzlich in einem riesigen Strassenmarkt wieder. Hier müssen wir leider absteigen und schieben (inoffiziell: Was für eine Wohltat für den Allerwertesten). Seit einiger Zeit sind wir nun auf sehr befahrenen Radwegen unterwegs. Von den mit den Kampf-E-Bikes vorbeiziehenden Velo-Profis lasse ich mich nicht beeindrucken. Die Räder mit Laderampen vorne drauf rollen teils donnernd wie LKW’s an uns vorbei. Es werden Stühle, Hunde, Bierfässer und weiss der Teufel was alles transportiert. Zum Glück halten die alle beim Vorbeifahren auch mindestens 2.75 cm Abstand und klingeln wie wild, damit ich sie auch kommen höre. Am Rotlicht stehen jeweils plötzlich 20 - 30 andere Fahrradfahrer um mich herum, bei grün geht das Rennen los. Um den Start so richtig anzuheizen, zählt die Ampel auch noch die Sekunden als Countdown rückwärts. Habe ich schon erwähnt, dass ich Rotlicht mittlerweile super finde? Das gibt einem die Möglichkeit kurz zu stehen....wtf....zuhause hätte ich so Hosen mit eingenähten Polstern.

 

Zum Schluss geht es noch mitten durch die Altstadt. Wir radeln den idyllischen Grachten entlang, der Strassenbelag besteht jetzt aus sagen wir mal „nicht nivelliertem Kopfsteinpflaster“...autsch...auuuuutsch. Mittlerweile klingle ich auch bei jeder Gelegenheit um meine Fahrlinie zu optimieren. Denn wenn immer möglich, sollte man das Tempo halten können um auf die Brücke im 2. Gang raufzufahren und zuoberst sofort in den 3. Gang zu schalten und den Schwung für die Weiterfahrt mitzunehmen. Irgendwie scheint meine Mini-Klingel aber keinen Eindruck zu machen. Mehrmals bin ich sehr froh, dass ich mit Bremse ausgestattet bin. Nur blöd, wenn man direkt am tiefsten Punkt vor der Brücke abbremsen muss und dann im 1. Gang ohne Schwung zum anfahren gezwungen wird.

 

Das war so eine coole Tour! Amsterdam auf dem „Fiets“ muss man echt mal erlebt haben. Nach etwas mehr als 5 h geben wir das Velo an der Mietstation zurück. John Wayne-Gang auf dem Weg zurück ins Hotel gab‘s gratis dazu!

 

Der Sundowner auf dem 100 Meter hohem Lookout unseres Hotels, ist heute mehr als verdient! Cheers!

 

A

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Kommentare: 1
  • #1

    Jackie (Donnerstag, 23 September 2021 19:20)

    Mir wünsched eu gaaanz vill Spass und mir sind mega gspannt, was ihr susch no alles erläbed. Gnüssets ganz fescht. Liebi Grüess Jackie und Familie ��