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Brügge sehen....und NICHT sterben!

Wir gehen vielleicht nach Brügge, habe ich vor der Reise rumerzählt. 5 x habe ich die Antwort erhalten: Cool, Brügge kenne ich nur vom Film «Brügge sehen.....und sterben?», düster mit Colin Farell, rumballern, Profi-Killer und so! Ich: Hä?? Hab’ ich ja noch nie gehört! Ich habe aber gelesen, dass Brügge kitschig schön ist und der Stadtkern seit dem Jahr 2000 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Wer hätte gedacht, dass auch ich in Brügge noch ordentlich rumballere!

Es ist nie schlecht, vorbereitet zu sein. Wir haben uns gestern Abend darum noch den ominösen Film reingezogen. Mich hat der jetzt nicht so wahnsinnig abgeholt, ein paar Szenen fand ich aber schon sehr cool.

 

Von unserer Ferienwohnung sind es nur gut 20 km bis Brügge. Wetter? Es sch.... in Strömen. Kurz vor der Einfahrt ins Parkhaus erspähe ich im Augenwinkel einen coolen Laden. 5 Min. später sind wir drin, ich kaufe Mütze und Schal und H-P ein Cap. Der Ladenbesitzer ist etwa in meinem Alter und ein Skater, der unter anderem in Lausanne schon an Skate-Wettkämpfen teilgenommen hat. In seinem Laden wird ausschliesslich fair und, wenn möglich, in Europa produzierte Mode verkauft. Wir plaudern ein bisschen und er fragt, wie oft wir schon in Brügge waren. Noch nie! Da zückt er einen Stadtplan unter der Ladentheke hervor, zeichnet uns gleich seine Lieblingsrestaurants ein und gibt Tipps für die Stadtbesichtigung. Wo gibt’s denn sowas! Der Knaller! Brügge, wir kommen!

 

Zum Warmlaufen kurven wir kreuz und quer durch die Innenstadt und sehen schon die ersten Highlights. Hier schaut’s echt aus wie in einer Filmkulisse. Die Häuser könnten sicher auch nie endende Geschichten über Mord und Todschlag erzählen. Wir kommen nur im Schneckentempo voran. Es gibt soviel zu sehen. An fast jeder Ecke bleiben wir stehen, staunen und fotografieren. Würde jetzt noch die Sonne scheinen, würde ich gleich total ausflippen. So viel Geschichte, der kreisförmige Marktplatz von Brügge z.B. wird in historischen Büchern schon um 958 erwähnt. Brügge geht einem unter die Haut und 1 Tag ist definitiv zu wenig um alles zu sehen.

 

Nebst dem «Standard-Sightseeing» besuchen wir noch zwei aussergewöhnliche Museen:

 

FRIETMUSEUM

Hier in Brügge ist das einzige Fritten-Museum der Welt. Kein Wunder, sie wurden ja auch in Belgien erfunden. Seit 2008 sind die Türen zu den Geheimnissen rund um die Knollenstäbchen geöffnet. In einem alten Haus in der Innenstadt erfahren wir, wie die Kartoffel überhaupt nach Europa kam und wie von früher bis heute Pommes hergestellt werden. Die Belgier sind Comic-Liebhaber, darum hat es auch immer wieder witzige Illustrationen zum Thema. Hier ist auch der «Fryrobot» aus dem Jahr 1965 ausgestellt. Mit diesem Automaten wollte der Erfinder Jean Hoeberigs 100 Portionen Frites in kurzer Zeit und vollautomatisch produzieren. Der Automat hat sich nie durchgesetzt. Eine Ecke im Museum hat es mir besonders angetan. Ein Video-Game bei dem ich auf die bösen Käfer und Würmer ballern kann. Ich beschütze die Kartoffelknollen mit meinem Leben. Es hängt schliesslich die Pommes-Produktion für Belgien von meiner Performance ab! H-P ballert dann auch noch ordentlich mit und wir machen Hackfleisch aus den bösen Viechern. Ich möchte nicht wissen, was die anderen Museumsbesucher gedacht haben! Alles OK: Der Kartoffelnachschub ist gesichert!

 

Die Belgier essen jährlich etwa 300 Kilo Kartoffeln pro Einwohner. Das ist Weltrekord! Wahnsinn! Ich frage mich: Geht das überhaupt? Im Shop des Museums stehen dann diverse Fritten Gadgets zum Verkauf. Lippenpomade, die nach Pommes Frites riecht? Öhhh, nein danke!

 

Eine ganz wichtige Frage wird im Museum auch noch beantwortet: Wieso heissen die Pommes auf Englisch «French Fries»?

Übersetzt bedeutet dieser Name «französische Fritten». Diesen Namen sollen wohl im Ersten Weltkrieg amerikanische Soldaten geprägt haben. Sie sahen ihre belgischen Kollegen Fries essen und hörten sie dabei französisch sprechen. Vermutlich haben sie auch noch gedacht, dass die Belgier Franzosen sind. Die Kartoffelchips seien jedoch in USA erfunden worden. Die sei eher zufällig passiert. Ein Gast hat sich über zu dick geschnittene Pommes beklagt. Der Koch hat sie dann kurzerhand dünn geschnitten – voilà, die Chips sind erfunden. In England heissen übrigens die Fritten Chips und die Chips Crips.....schon ist das Durcheinander perfekt!

 

BRUGES BEER EXPERIENCE

Das Biermuseum kann definitiv mit vielen Kunstmuseen mithalten. Der Aufbau und die visuelle Präsentation der Themen rund um den beliebten Gerstensaft sind phänomenal. Die Ausstellung ist interaktiv und bezieht alle Sinne mit ein. Wir können die Grundzutaten probieren, riechen und anfassen. Beim Ticketkauf erhalten wir zudem Kopfhörer und Tablet. Mit der Kamera des Tablets «fotografieren» wir die Objekte, die uns interessieren und können wählen, ob wir die Infos lesen oder hören wollen. Wir tauchen tief in die Welt des Bieres ab und lernen richtig viel über Foodpairing, unterschiedliche Biersorten, historische Geschichte und Trends! Der Abschluss: Ein kleines Schlückchen belgisches Bier natürlich!

 

Zum Lunch kehren wir in Grandma’s Kitchen ein und geniessen Boulettes bei Odette. Yummie! Danach sind wir wieder in den Gassen der Stadt unterwegs. Mittlerweile scheint die Sonne! Ahhh, I love Bruges! Hier muss ich nochmals hin, irgendwann!

 

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