Die Flucht nach Edinburgh!

Als würden wir flüchten, sind wir am Morgen schon viel früher als sonst zur Abfahrt bereit. Aufs Frühstück verzichten wir. Kurz einen Kaffee zum Mitnehmen in den Thermosbecher gefüllt und los geht’s. Die Fahrzeit beträgt nur eine gute Stunde, so sind wir schon vor 10 Uhr in der City. Als wäre er für uns reserviert, hat es sehr zentral einer Hauptstrasse entlang einen Parkplatz auf den unser Van passt. Das erste Mal auf unserer Reise müssen wir mit Bargeld bzw. sogar mit Münzen bezahlen. Alle meine Coins, die fürs Kleiderwaschen reserviert waren, hat die Parkuhr verschlungen. Das Wäsche-Thema holt mich dann demnächst ein.

Die Briten sind clever! Fällt ein Bank Holiday wie z.B. der 1. Mai auf ein Wochenende, wird der Tag einfach ans Wochenende angehängt und der Montag ist zusätzlich frei. Das ist kein Kohl, das ist effektiv so. Heute ist dieser Montag und eigentlich der 2. Mai, aber eben immer noch 1. Mai, mindestens was die Anzahl der Touristen in Edinburgh betrifft. Wir laufen vom untersten Punkt der City den Hügel hoch Richtung Castle. Als gäbe es einen Sog, werden wir von den Menschenmassen mitgezerrt. Um uns rum hören wir fast nur amerikanisches Englisch, sie sind auch an den weissen Sneakers einwandfrei zu erkennen. Mir war schon klar, dass Edinburgh ein sehr beliebtes Reiseziel ist, so viele Amis hätte ich aber nicht erwartet. 

Auch ein paar andere Schweizer sind hier. Ich bin gerade daran, in ein Geschäft von Kiltane reinzugehen, im Schaufenster habe ich einen Kaschmirschal gesehen, der mir gefällt. Da höre ich eine Frau sagen: Wow, händ diä schöni Schäl, da mues ich inä go luäge. Ihr Mann im breitesten Thurgauer-Dialekt: Nai Schatz, da zalsch nur d’Marggä! Lueg döt vornä im Souvenir-Shop hät’s au schöni Sachä! Dann zeigt er auf Polyester-Schals im rot/scharz Schotten-Carré-Muster, Made in China. Was für ein Banause, ich fasse es nicht. Vergleicht Handmade Cashmere aus Schottland mit China-Scheiss! Sie hört nicht hin, winkt ihm kurz zu und geht vor mir zu Kiltane rein. Richtig so, hier gibt’s Qualität! Ob sie was gekauft hat, habe ich nicht verfolgt, ich selber habe die Beute nach Highlander-Manier erlegt!

Ich bin ein Schottland Newbie, H-P in diversen Regionen schon mehrfach gewesen, auch in Edinburgh, sogar am Tattoo. Daher sind wir ziemlich zielstrebig unterwegs und finden die Sehenswürdigkeiten direkt. Vor dem Castle hats riesige Menschenmengen. Meine Arbeitskollegin Evelyn hatte mir noch gesagt, dass der Zutritt ohne Ticket zum Innenhof möglich ist. Wir probieren es, leider geht das aktuell nicht. Für jeden Zutritt brauchts ein Ticket mit definierter Einlasszeit. Wir entscheiden uns, lieber mehr von der City zu sehen, als mehrere Stunden in den Castle-Besuch zu investieren. Nicht schlimm, H-P hat’s eh schon gesehen und ich habe auf der Wales Reise vor drei Jahren, Castles für mein ganzes Leben angeschaut.

Edinburgh ist sehr kompakt und hat meinem Empfinden nach, einen feinen eleganten Touch. Mich begeistert nicht nur die mittelalterliche Altstadt. Es sind die unglaublich vielen alten und sehr gut erhaltenen Häuserzeilen, die mich faszinieren. Wunderschön! Im gemütlichen Pub genehmigen wir uns einen Haggis-freien Lunch und dazu «eines von dem und eines von dem» :-). Zum Abschluss noch kurz in die St Giles’ Cathedral und plötzlich stehen wir mitten in einem Konzert eines Mädchenchores aus London. Als sie ein Schottisches Lied anstimmen, muss ich fast ein paar Tränchen verdrücken! Lovely, lovely City!

Um halb acht abends, checken wir auf dem Camping Platz ein, wir dürfen sogar aus 4 freien Plätzen aussuchen. Facilities tip top und Waschmaschinen-Geld konnte ich im Lebensmittelladen vorhin auch noch wechseln. Die erste Wasch-Ladung ist schon durch! Hab nicht gut aufgepasst und aus Versehen meinen Wollpulli in den Trockner gelegt.....shit...minus 1 Kleidungsstück...wieso der Wollpulli? Es ist saukalt!

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