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Vor Culzean Castle wird geschossen!

Ich habe gelesen, Culzean Castle steht auf einem steil abfallenden Felsen direkt am Meer und soll nur schon aufgrund der spektakulären Lage einen Besuch wert sein. Und: Das Castle scheint für Schottland wirklich wichtig zu sein, es ist sogar auf der Rückseite der 5 Pfund-Note der Royal Bank of Scotland abgebildet. Da wir immer mit Karte bezahlen, hatten wir die ominöse Geldnote noch nicht in der Hand. Grund genug, um in Maybole vorbeizuschauen und das Castle «in echt» zu besichtigen!

Im späten 18. Jahrhundert startete David Kennedy, der 10. Earl of Cassillis, ein Grossprojekt. Er beauftragte den damals berühmten Architekten Robert Adam, das Castle standesgemäss auszubauen. Standesgemäss hiess damals «von allem ein bisschen zu viel und dann noch etwas mehr». Geld spielte keine Rolle, da war wirklich klotzen statt kleckern die Devise. Unglücklicherweise starben der Earl und auch der Architekt als der Bau auf Hochtouren lief. Die Erben führten die Arbeiten fort und die über 80 Räume wurden nach Plan gestaltet. Vieles ist heute noch im Originalzustand und es ist ein künstlerischer Touch beim Interior Design zu erkennen. Wie jährlich rund 230'000 andere Besucher, machen wir heute einen Rundgang und staunen.

 

Vom Parkplatz aus führt uns ein Fussweg durch ein schon fast kitschig schönes Waldstück zum Eingang des Castles. Das Anwesen ist zudem in einen zwei Hektar grossen Schlosspark eingebettet. Es regnet auch heute. Viele Besucher lassen darum den Park direkt aus. Wir natürlich nicht, sind uns das Schmuddelwetter mittlerweile gewohnt. Ein Vorteil hat das nasse Wetter: Die Natur ist wunderschön grün und alles blüht!

 

Es sind nicht alle 80 Räume des Castles zugänglich, sondern die wichtigsten Teile des Castles. Alles andere wäre ein glatter Overkill! Nebst dem offenen, ovalen Treppenhaus ist unter anderem ein riesiges Speisezimmer, die Bibliothek, die Wappen- und Waffensammlung und die Küche hergerichtet. Ab und zu findet der aufmerksame Besucher das eine oder andere moderne und witzige Element, welches in die Dekoration reingeschmuggelt wurde. Eine Besonderheit hat man sich für Kinder ausgedacht: In jedem Raum versteckt sich eine Lego-Figur. Wir Anfänger haben keine Einzige gesehen!

 

Wir sind gerade mit dem Rundgang im inneren des Castles fertig und stehen auf dem Vorplatz draussen. Da hören wir ein unglaublich lautes Schiffshorn. 3 x gleichlange Signale in kurzem Abstand; in den USA haben wir gelernt, dass dies ein Warnsignal ist. Keine Ahnung, ob das in den hiesigen Gewässern gleich gehandhabt wird. Dann feuern plötzlich Waffen los. Es donnert furchteinflössend. Kurz ist es ruhig. Der gleiche Ablauf nochmals und dann nochmals. 

 

Vom Vorplatz des Castles sehen wir aufs Meer. Die Sicht ist jedoch schlecht, keine Chance etwas zu erkennen. Da kommt mir in den Sinn, dass ich die App «Marine Traffic» auf dem iPhone habe. Tatsächlich, die App findet die HMS Bocklesby der Royal Navy. Ihre primäre Aufgabe ist es, Seeminen aufzuspüren und zu neutralisieren. Mit dieser Mission war sie im Irak, Lybien und generell im Mittleren Osten im Einsatz. Zusätzlich werden Schiff und Besatzung aber auch für Patrouillen und für Kontrollen im Zusammenhang mit der Fischerei eingesetzt. Die heutigen Manöver tönen nach einer grossangelegten Übung. In der aktuellen Zeit kommt bei dem Geballere ein beklemmendes Gefühl auf. Die Britten nehmen die Geschehnisse und Äusserungen aus dem Gebäude mit dem zwiebelförmigen Dach sehr ernst.

 

Zum Lunch gibt es heute im Castle Café  «Soup oft the Day», die sich als Lauch und Kartoffelsuppe entpuppt. Lecker! Auf meiner imaginären «Castle-Strich-Liste» eines mehr, eines bei dem sich der Besuch so richtig gelohnt hat!

 

Unsere letzte Station in Schottland ist der Queensberry Bay Leisure Park in Annan. Die ganze Anlage ist top gepflegt, das Team im Restaurant und der Rezeption super freundlich. Am Abend verlangen wir unserer kleinen Campingküche alles ab. Planted Balls mit Pasta und Gemüse. Wir sind gerade mit Essen fertig, da reisst plötzlich die zähe Wolkendecke auf: Strahlender Sonnenschein und Freude pur!

 

Tschü’, ich bin nochmals kurz am Wasser, um noch ein paar Fotos zu schiessen!

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