Unterwegs mit einer Prise Chaos im Gepäck!

...und wenn alle Stricke reissen, habe ich noch den Trumpf Sandra K. im Ärmel. Danke, dass auch Du für mich mitten in der Nacht aufgestanden wärst! Schlussendlich kommt es doch komplett anders als geplant: H-P ist krankheitshalber kurzfristig reiseunfähig, schafft es aber trotzdem, mich zum Flughafen zu fahren.....thanks a bunch!

Um 04.55 Uhr, noch nicht ganz wach, bin ich für den Flug BA0709 eingecheckt und mache mich auf den Weg zu den E Gates. Ich laufe am noch geschlossenem Starbucks vorbei und seufze. Gemäss meiner Info öffnet der Starbucks erst um 06.00 Uhr. Genau für diese Zeit ist das Boarding geplant. Komplett unterkoffiniert sitze ich am praktisch leeren Gate, als um 05.45 Uhr ein Herr mit einem Starbucks-Becher, voller dampfendem und unglaublich gut riechendem Kaffee, neben mir Platz nimmt. Es schickt sich ja nicht, den Becher einfach an mich zu reissen, also frage ich höflich, ob er den Kaffee vom Starbucks am Gate habe. Ja, die haben gerade aufgemacht. Zack! Ich gebe Gas, laufe den Weg zurück! Yes, das reicht noch! Grande Latte mit Extra-Shot Espresso, bitte! 

Mit meiner Trophäe in der Hand, kurve ich wieder zum Gate und kann direkt einsteigen. Schon nach dem ersten Schluck geht mein Energielevel merklich nach oben. Ahhhh, jetzt bin ich ready! Läuft!

Kurz nach dem Start wird das Frühstück serviert. Sie haben Spezialfrühstück bestellt? Äh, ja genau; vegetarisch. Wir haben «Vegetarian Hindu Meal» für sie auf der Liste! Keine Ahnung was das ist, aber passt schon. Ich hebe den Aludeckel etwas an und werde direkt von einer indischen Duftwolke umhüllt. Okeeee! Frühstück Tikki Paneer Masala irgendwas....um 08.00 Uhr! Mein Magen knurrt, ich bin nicht sicher, ob vor Hunger oder vor Entsetzen. Die Dame schräg vor mir schnuppert auch schon auffällig rum, sie sucht die Quelle! Bald riechts vermutlich im ganzen Flieger wie auf einem Markt in Mumbai....uähhhh!

In Punkto Geschmack gibt’s wirklich nichts zu meckern. Die Tageszeit für dieses Essen sowie die Kombi mit meinem Milchkaffee ist dann doch nur etwas für die ganz Krassen! Ich hoffe, das geht verdauungstechnisch gut, ich bin ja doch noch länger unterwegs!

15 Minuten zu früh in London gelandet, meldet der Pilot, dass wir aktuell nicht andocken können. Das dafür nötige Signal hätte seinen ersten Kaffee noch nicht gehabt und die Anzeige wechsle wie wild von «Fehler auf Andocken auf Warten» und wieder zurück. Ich sehe das störrische Teil von meinem Platz aus. Er dürfe so nicht ans Fingerdock ranfahren. Ein menschlicher Lotse wird aufgeboten und weist das Flugzeug geschmeidig ein.

Die automatische Einreise mit dem Pass läuft perfekt, ich habe es fast geschafft, als ich etwa 5 Meter vor dem Ausgang von einem Zöllner rausgezogen werde. Whaaat? Ich kann gar nicht zählen wie oft ich in UK eingereist bin. Das habe ich noch nie erlebt. Er stellt sich mir in den Weg und dirigiert mich auf die Seite. Sie reisen alleine mit viel Gepäck, ist seine Gesprächseröffnung. Ich reise alleine mit zwei Taschen, sag ich. Wie lange bleiben sie in UK? 4 Wochen. Was machen Sie 4 Wochen in UK? Ferien! Alleine? Ja, alleine! In London? Nein, in Cornwall. Von wo aus sind sie geflogen? Von Zürich aus direkt nach London! Nicht von Basel? Nein, in Basel war ich nicht. Was machen sie in Cornwall? Wandern! Alleine? Ja! OK, gute Reise. Notiz für die Zukunft: Fliege nie von BSL nach LHR!

Nur noch gute 100 Meter bis Avis und zu meinem Mietwagen! Im Lift mache ich extra Platz und stelle mich neben meinen Gepäckwagen. Ein sehr eiliger Herr fährt mir mit seinem Gepäckwagen voller Garacho ins linke Schienbein. Ich sehe nur noch Sterne! Shit, spinnt der? Er bringt ein knappes sorry über die Lippen. Eine Dame sagt, sie sei Zeugin, falls ich dies melden wolle. Hä? Wo melden? Meinen sie eine Anzeige? Nein, schon gut! Ich klammere mich an meinem Gepäckwagen fest und laufe zum Avis Schalter. Oder besser gesagt, da wo der Avis Schalter die letzten 10 Jahre war! Wir sind umgezogen, steht auf einem riesigen Schild. Neu geht’s via Bus zu einem Gelände von Avis, welches ausserhalb des Flughafens liegt. Bitte nicht! Keine weiteren Infos zu «wie wo was», ich frag mich durch und lande am Schluss beim Bus Stop 25 und wuchte meine zwei Taschen ins Shuttle. 

Am Avis Schalter angekommen, möchte mir der Mitarbeiter für den zusätzlichen Fahrer (H-P in 3 Wochen) noch GBP 34 pro Tag in Rechnung stellen. Meine Nerven sind langsam etwas angespannt und ich sag ihm, etwas bestimmter als gewollt, dass dies in meinem Vertrag inbegriffen sei. Oh sorry! Ja, danke!

Ich bin froh, als ich endlich in meinem C3 sitze und eingerichtet bin. Die Sonne scheint, ich nehme die knapp 460 km unter die Räder! Unterwegs mache ich Verpflegungspause und schau mal schnell mein Schienbein an, hatte ich vor lauter Aufregung ganz vergessen. Eine mit Blut verkrustete Wunde...kümmer’ ich mich später drum! Es hat den ganzen Weg wenig Verkehr, was super ist. Die letzten knapp 150 km haben es trotzdem in sich. Es regnet und stürmt. Immer wieder hat es stehendes Wasser auf der Fahrbahn. Das habe ich erwartet, die Wetterdienste hatten Wetterwarnungen rausgegeben. Gegen 15.00 Uhr bin ich in St Ives, parke bei strömenden Regen mein Auto und schleppe die beiden Taschen die rund 60 Treppenstufen hoch. 

Ich bin fix und foxy und überglücklich: Heisse Dusche, Pause, eventuell ein kurzer Nap und später kommt noch die Lebensmittellieferung von Sainsbury’s! St Ives I’m here! ....und bääääm, die Sonne scheint!

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