So! Heute sattle ich meinen dunkelgrünen Land Rover, ziehe meine Wellies und den Trenchcoat an. Natürlich kommt mein Jagdhund Trevor auch mit auf die Tagestour! Sonnencreme habe ich mittlerweile organisiert und vorsorglich auch schon mal eingeschmiert. Los geht’s!
Entspricht nicht so ganz der Wahrheit, tönt aber super! Oder? In der Realität ist’s eine Zitrone C3 mit fast abgeknicktem linken Seitenspiegel. Das Tenü ist gar nicht herrschaftlich, es sind meine Trekkingschuhe und die Wind- aka Wanderjacke. Hund? Nein, ich bin solo unterwegs. Aber das mit der Sonnencreme stimmt!
Mit knurrendem Magen fahre ich eine knappe Stunde nach Mullion. Genauer gesagt zum Poldhu Beach und noch genauer zum Beach Café. Denn zum einen ist die Location einfach traumhaft, gehört sogar zum National Trust und es gibt hier im Winter die allerbesten Hot Chocolates! Heute auf der Karte: Salted Caramel, Gingerbread Warmer, Tower of Toblerone, Minty Madness, Coccy Orange! Was hättest Du gewählt? Für mich keine Frage: Salted Caramel of course! Ich sitze in der Sonne mit einem traumhaften Blick auf den Atlantik!
Nach einigen Löffeln der kunstvoll aufgetürmten Schlagrahm-Marshmallow-Creme bin ich eigentlich schon voll. Bei der heissen Schokolade bin ich noch gar nicht angekommen, leeeecker! Vom Poldhu Beach aus laufe eine Runde von gut 1.5 h. Meine Wasserflasche ist schon nach kurzer Zeit leer. Das sind die Nachwehen der Schoko-Bombe! Ich habe ja noch meinen Yeti mit heissem Tee dabei!
Zurück beim Auto schau ich online, ob es hier in der Gegend noch ein spannendes Ausflugsziel hat. Ich entscheide mich für das Cornish Seal Sanctuary. Zu viel erwarte ich nicht, da Freunde von mir schon da waren und es sosolala gefunden haben. Ich bin aber trotzdem sehr gespannt und die Institution ist eine gute Sache. Mein Eintritt von GBP 16 unterstütz damit einen guten Zweck.
Kranke, verletzte oder in Not geratene Robben und andere Meerestiere werden gerettet und fachmännisch versorgt. Wird ein hilfsbedürftiges Tier an der Küste gesichtet, gibt’s einen Anruf ans Notfall-Telefon und ein Team rückt aus. Wenn immer möglich werden die Tiere aufgepäppelt um sie dann wieder in die Freiheit zu entlassen. Das klappt bei sehr vielen, aber leider nicht ganz bei allen Pups! Ich bin fast die einzige Besucherin und die Mitarbeiter haben Zeit um Fragen zu beantworten. Den kleinen Mac+Cheese hätte ich liebsten mitgenommen. Der arme Pups ist einer Schiffschraube in die Quere gekommen, sie hat einen Teil der Flosse weggeschreddert. Vielleicht lege ich mir statt einem Landhund einen Seehund zu! Durchschnittlich kostet es rund GBP 2’000 um einen Seal wieder fit für die Auswilderung zu machen. Das sind riesige Beträge. Zum Vergleich; Erfahrenes und gut ausgebildetes Pflegepersonal im Spital verdient im Schnitt um die GBP 40'000/Jahr. Das Geländer der Seal Sanctuary liegt eingebettet in einen Wald und ich nutze die Gelegenheit um auch hier noch eine Runde zu laufen. Schwups sind schon wieder mehr als zwei Stunden rum. Ich habe richtig viel gelernt!
Langsam muss ich mich auf den Rückweg machen, denn heute Abend gibt’s in St Ives ein riesiges Happening! Seit Wochen sehe ich auf Instagram Posts zum heutigen Tag. Daher habe ich mir den Termin auch schon von zuhause aus in die Agenda eingetragen. Um 18:00 Uhr kommt er in St Ives an, der leibhaftige Santa Claus! Kopien habe ich schon viele gesehen. Heute aber erstmals das Original! Unfassbar!
Nix Renntiere oder Esel! Er wird mit dem RNLI Lifeboat in den Hafen gefahren. Die Royal National Lifeboat Institution ist eine britische Seenotrettungsorganisation. Als gemeinnützige Freiwilligenorganisation betreibt die RNLI über 400 Rettungsboote. Diese mutigen Frauen und Männer rücken aus, wenn’s Notfälle zu, im und auf dem Wasser gibt. St Ives hat einen wichtigen Stützpunkt. Jedes mal wenn ich am Stützpunkt vorbeilaufe halte ich mein Handy hin und Spende mit Apple Pay drei Pfund! Das hat sich im letzten Jahr so eingebürgert und da kommt in 4 Wochen ein schöner Batzen zusammen!
Eingeläutet wird das Santa Spektakel heute Abend mit einer Leuchtrakete und lautem Schiffsgehorne! Ich stehe mit einem heissen Glühwein in der Hand mitten in hunderten von gut gelaunten Briten. Viele Kinder sind im Ausnahmemodus. Kann ich nachvollziehen, ich bin auch ziemlich aufgeregt! Damit er näher an die wartende Menschenmenge rankommt, steigt Santa sogar noch ins kleinere Boot um. Der ist echt, oder? Ich bin mir ziemlich sicher! An Land ziehen die Jungs vom örtlichen Rugby Club Santa noch auf dem Schlitten quer durch die engen Gassen. In kurzen Hosen - die Jungs, nicht Santa!
Wo ist eigentlich mein Paket von Boots? Hätte schon lange eintreffen sollen. Muss mal das Tracking kontrollieren!
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