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Adopt a Lobster!

Lobster-Fallen stehen tagsüber in St Ives zu hunderten im Hafen und die Fischer erledigen, wenn sie nicht im Einsatz sind, Unterhaltsarbeiten. Praktisch jedes Sea Food Restaurant hat die Delikatesse auf der Speisekarte. Doch was braucht’s, dass in Cornwall nicht mehr Schalentiere aus dem Atlantik rausgezogen werden, als es die Natur verträgt? Darum kümmert sich die National Lobster Hatchery in Padstow. Hatchery heisst übersetzt «Brütterei oder Brutstätte».

Ich gebe es zu, einer Lobster Bisque bin ich ganz und gar nicht abgeneigt und auch in Mexiko habe ich mit Blick auf den Pazifik schon sensationellen Lobster schnabuliert. Wenn aber alle ins Restaurant stürmen um Lobster zu essen, muss ja irgendwie auch sichergestellt werden, dass nicht überfischt wird. Oder? In Mexiko hat diese Überlegung vermutlich eine weniger hohe Priorität als hier in Cornwall. Im malerischen Fischerdorf Padstow hat nicht nur der weltbekannte Gastronom Rick Stein sein Flagship Restaurant. Hier ist auch die National Lobster Hatchery domiziliert. Die National Lobster Hatchery ist eine Wohltätigkeitsorganisation für Meeresschutz, Forschung und Bildung. 

 

Was die Organisation einzigartig macht, ist die Tatsache, dass sich die gesamte Arbeit speziell auf eine kommerziell genutzte Art, den Europäischen Lobster (Deutsch = Hummer), bezieht. Auch in der globalen Forschung, hat sich das Kompetenzzentrum etabliert.

 

Der hiesige Lobster ist einer der wertvollsten «Fische» in UK und ist auch Teil einer grossen Exportindustrie. Für einen durchschnittlich grossen Lobster erhält der Fischer in der Region rund 25 Pfund. Die Sicherung des Artenbestandes ist sehr wichtig um die Arbeitsplätze zu sichern. Der Lobster ist damit wirtschaftlich wie auch gesellschaftlich von grosser Bedeutung.

 

Die Fischerei leidet weltweit unter einer starken Überfischung. Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen sind über 75 % der wichtigsten Fischarten der Welt entweder vollständig ausgebeutet, überfischt, erschöpft oder sind in einer lange andauernden «Erholungsphase».

 

Es ist offensichtlich, dass zusätzliche Massnahmen erforderlich sind, um den Umgang mit unseren lebenden Meeresressourcen zu verbessern, und deshalb ist die Arbeit der National Lobster Hatchery so wichtig. Aber was ist jetzt die Arbeit dieser Organisation? Das lassen wir uns heute detailliert zeigen und da wir die einzigen Besucher sind, haben wir unseren eigenen Guide! Nebst ganz viel Forschung inkl. Publikationen hier der wichtigste Teil der Arbeit:

 

Ein Lobsterweibchen kann während der rund 9-monatigen Brutzeit zwischen 20’000 – 40'000 Eier «am Bauch hängend mit sich rumtragen». In der freien Wildbahn überlebt davon meist nur ein einziges Ei, welches sich dann zu einem kleinen Baby Lobster entwickelt. 

 

Lobster werden mit Fressfallen gefangen. Sie sind Food Opportunisten und fressen alles was ihnen zwischen die Scheren gelangt. Sie haben auch kannibalistische Züge, zur Not fressen sie sich auch gegenseitig. Mit etwas Fisch im Inneren der Falle, wird er angelockt. Riechen tut der Lobster übrigens mit den Fühlern. Er kriecht also in die Falle rein und gelangt immer eine Kammer weiter, bis er den Köder erreicht und diesen genüsslich verspeist. Dann merkt er wohl: Oh shiiiiit, ich sitze in der Falle!

 

Wird ein «brütendes Weibchen» gefangen, wird dieses durch die Fischer bei der National Lobster Hatchery abgegeben. Hier wird es gehegt und gepflegt bis alle Eier sich abgelöst haben. Die Eier werden bei optimalen Bedingungen versorgt. Durch den geschickten und sorgfältigen Einsatz modernster Technologie wird die oben genannte Überlebensrate um das 1'000-fache verbessert.

 

Wenn die Baby Lobsters genug gross sind, um im Atlantik zu überleben, werden sie am Meeresgrund ausgesetzt. Ein Video habe ich unten verlinkt.

 

Wir lernen heute noch Willow kennen, ein Lobsterweibchen, welches in wunderschönem blau erstrahlt. Nur 1 von 2 Mio. Lobster ist blau, eine absolute Seltenheit. Das Seafood Restaurant von Rick Stein hat diesen Lobster in einer Lieferung erhalten und den Seltenheitswert sofort erkannt. Willow ist nicht in der Pfanne gelandet, sondern wurde natürlich lebend, an die Lobster Spezialisten übergeben. Dieses Restaurant wie auch viele andere in Cornwall spenden übrigens für jeden an den Gast verkauften Lobster den Geldbetrag, den es benötigt, um wieder einen Lobster auszusetzen. Finde ich sensationell!

 

Weitere spannende Facts über Lobster: 

  • Das Blut der Lobster basiert auf Kupfer
  • Sie können Gliedmassen, wie z.B. Scheren einfach abstossen und nachwachsen lassen
  • Das Essen wird erst im Magen gekaut
  • Werden ca. 100 Jahre alt, wenn sie nicht in der Falle landen
  • Der grösste in Cornwall gefangene Lobster war 1.26 Meter lang
  • Riechen tut der Lobster mit den Fühlern, schmecken mit den Füssen
  • Lobster haben nicht wie Menschen Alterserscheinungen, sondern werden mit dem Alter stärker und potenter
  • Lobster sind Links- oder Rechtshänder, die dominante Schere ist grösser als die andere

Seit heute sind wir definitiv Lobster Fans.....jetzt sind wir dran: Adopt a Lobster! Das machen wir für uns selber und einige spezielle Menschen in unserem Umfeld! Ausgestattet mit Adoptionszertifikat warten wir nun, bis die Babys genug gross sind, um in die freie Welt geschickt zu werden. 

 

Bin gar nicht sicher ob ich jemals wieder einen Lobster essen kann....könnte ja meiner sein! :-)

 

 A

 

Quelle David Perry/The National Lobster Hatchery:

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