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Pferdetreppe, Wölfe, Schwarzer Diamant, Thai Curry und rechtsfreie Zone!

07:30 Uhr, ich lehne mich kurz aus dem Fenster für den Wetter-Check! Ähmm, Sonne? Sind das Nebelschwaden? Bei 4 Grad unter Null steht heute ein wilder Mix auf dem Programm. Kurzfassung: Auf den Aussichtsturm via Wendeltreppe für Pferde, Augenkontakt mit einem Wolfsrudel, ins Studentenleben eintauchen im Schwarzen Diamanten und Stirnrunzeln in der rechtsfreie Zone! Und das alles zu Fuss - Kopenhagen machts möglich!

Nach einem feinen Kaffee bei Holms sind wir ready für die Erklimmung des Rundetårn. Ursprünglich wurde der Runde Turm für Sternen- und Galaxie-Zeugs aka astronomische Zwecke gebaut. Danke an König Christian IV, der den Bau 1637 beauftragte. Heute ist das Gebäude eine Touristenattraktion. Da wir Touristen sind und Attraktionen nicht abgeneigt, stürzen wir uns ins Vergnügen. 

 

Der Turm ist, wie schon erwähnt, rund und hat einen Durchmesser von 15 Metern. Zur Turmspitze gelangt man über einen spiralförmigen Gang, der 268,5 Meter an der Aussenwand und nur 85,5 Meter entlang der inneren Wand im Turm misst. Dies sei eine sogenannte Pferdetreppe, auf der früher schweres Gerät mit dem Pferdewagen raufgezogen werden konnte. Ich, die die Cleverness mit dem Löffel gegessen, laufe anfangs an der Innenwand, das ist ja sozusagen die Abkürzung. Schon nach einigen Runden wechsle ich freiwillig auf die Aussenbahn. Mir ist fast übel, ich sehe auf dem Boden nur noch das Mosaik, aus kleinen gelblichen Steinen. Dreht sich der etwa?

 

Wieder in der Spur, linse ich unterwegs noch in eine Nische! Uiii! Ein Plumpsklo! Über ein Fallrohr gelangten früher das kleine und grosse Geschäft runter in die Grube unter dem Turm. Die Grube musste angeblich die ersten 60 Jahre nicht geleert werden. Was für ein Rekord, gut gemacht! Während den Sitzungen sei übrigens geraucht worden, um das Eau de Toilette aus der Grube zu übertünchen (ich sag nur: 60 Jahre)! Wir laufen direkt weiter, zu rauchen haben wir nichts dabei! Zum Schluss hat es noch zwei Flights Treppen, eine davon mit einer Ampel, da nur einspurig begehbar. Geschafft! Der Ausblick ist schön und grau, es nieselt! 

 

Sozusagen im Vorbeiweg, bilden wir uns noch ein bisschen weiter! Wir sehen uns eine Sonderausstellung des Naturhistorischen Museums an: Dansker med Ulve (Dänen mit Wölfen). Es wird das Zusammenleben zwischen Menschen und Wölfen in Dänemark beleuchtet. Kulturelle und historischen Mythen, aktuellen Debatten über Wölfe, Geschichten über Wolfstötungen und Informationen über Wolf-Forschung werden gezeigt. Lehrreich und mega spannend!

 

Wie ein Mutant ragt der Bau Richtung Himmel. In seiner glänzenden schwarzen Fassade spiegelt sich das Wasser und das graue Wetter. Der Schwarze Diamant ist ein Anbau der Königlichen Bibliothek, der 1999 fertiggestellt wurde und er ist ein architektonisches Juwel. Hier können wir nicht einfach vorbeilaufen, muss man von innen gesehen haben! Die Rucksäcke und Winterjacken verstauen wir im Schliessfach beim Eingang. Im obersten Stockwerk gibt’s den besten Ausblick! Als wir aber oben vor einem Übergang stehen, ist fertig lustig. Ich kann leider nicht drüber laufen, viel zu hoch und zu viel Glas, mir zittern die Knie. Den Mutigen gehört die Welt, H-P läuft auf der Brücke rum als wär's nichts! Runter auf den dritten Stock, da geht’s auch für mich. Die Grösse des Atriums mit seinen 29 Metern Höhe  und der Blick aufs Wasser, einfach Wow! Wie hält die Konstruktion nur alles zusammen? Faszination pur!

 

Wir brauchen eine Pause und einen Lunch. Mit dem Taxi-Boot, heisst hier Havnebussen, fahren wir auf direktem Weg nach Knippelsbro. In Christianshavn zieht es uns in ein thailändisches Restaurant. Die diversen Kilometer zu Fuss in eisiger Kälte machen sich bemerkbar, wir sind etwas getillt! Scharfes Curry und Gemüse aus dem Wok bewirken Wunder. Nach einer Stunde sind wir wieder startklar.

 

Wenn wir schon mal hier sind, dann laufen wir noch nach Christiania! Und zack, wir sind wir im Freistaat, zu dem die dänische Polizei angeblich keinen freien Zugang hat. 1971 wurde das ehemalige Militärgebiet im Bezirk Christianshavn von Hausbesetzern übernommen. Sie stellten sich auf den Standpunkt, dass das Gebiet eine freie Stadt sei, in der keine Steuern erhoben würden und ihre eigenen Gesetze gelten. In diesem alternativen Teil von Kopenhagen siedelten sich in den Jahren neue Siedler an, und das soziale Experiment einer Reihe freier Denker wurde zu einem festen Bestandteil der Stadt. Grosse Teile dieser Kommune erinnern mich an eine überdimensionierte Kleingartenanlage mit cooler Street Art, kleinen Beizen und das Entdecken macht Spass. Dann gelangen wir zum eigentlichen Brennpunkt, der Pusher Street. Hier wird es rau. Es ist nicht der öffentliche Handel mit Hasch, der uns wachsam sein lässt. Es ist viel mehr die offensichtlich angespannte Stimmung, die offenen Feuer an jeder Ecke, die Typen die hier unterwegs sind und dass wir andauernd angesprochen werden, ob wir Stoff kaufen wollen. Unzählige Stände mit besprühten Schalltafeln sind aneinandergereiht und dienen als Verkaufsstände. 

 

Besucher müssen in diesem Teil von Christiania unbedingt auf die Hinweisschilder achten. Verboten ist z.B. das Mitführen und Benutzen von Handys und Kameras. Ich habe online gelesen, dass immer mal wieder Touristen überfallen werden, die sich nicht an die Regeln halten. Wir haben genug gesehen und machen uns auf den Rückweg zur Wohnung! Jetzt ein bisschen Füsse hochlegen, heissen Tee trinken, Buch lesen und zeichnen! Das war ein sensationeller Tag!

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