Cardiff Bay by Bicicletta!

Heute erkunden wir die Umgebung unsere Hotels. Dafür laden wir die App Nextbike aufs iPhone. Natürlich sind wir am Karfreitag bei prächtigem Frühlingswetter nicht die einzigen, die sich auf die beliebten Drahtesel schwingen wollen. Mit der ausgeklügelten Suchfunktion der App finden wir eine Station, an der noch Fahrräder stehen. Um die ganze Bay hat es sehr gut ausgebaute Radwege, die autofrei sind. 

Cardiff hat eine bewegte Zeit hinter sich und viel Geschichte hat sich genau hier abgespielt. Die Stadt war einst der weltweit grösste Umschlagplatz für Kohle. Während der 1830er liess der zweite Markgraf von Bute Docks in der Bucht von Cardiff errichten. Dort entstanden damals auch auffällige Gebäude wie die Kohle- und Handelsbörse (Coal & Shipping Exchange) und das Pierhead-Gebäude. In letzterem haben wir uns in einer Ausstellung über die Geschichte der Stadt informiert. Das Geschäft mit dem Schwarzen Gold hat lang geboomt. Mit dem Ende des Kohlebergbaus kam nach 1920 dann der Absturz der florierenden City. Das ganze Hafenquartier zerfiel und verslumte. 

 

Heute ist das Gebiet rund um die Cardiff Bay zum Glück wiederbelebt und gänzlich modernisiert. Wir radeln unter anderem an der Norwegian Church, dem atemberaubenden Wales Millennium Centre und dem auffallend modernen Senedd-Gebäude des Architekten Richard Rogers vorbei. Im Senedd-Gebäude tagt die Nationalversammlung. H-P besichtigt das Regierungs-Gebäude und ich passe auf die Fahrräder auf. Kaum habe ich mich auf der Treppe vor dem Eingang hingesetzt, stehen zwei schwerbewaffnete Polizisten hinter mir und passen auf mich auf. Als H-P zurückkommt erzählt er, dass er eine Sicherheitskontrolle wie am Flughafen passieren musste und ihm sein Schweizer-Mini-Sackmesser vorübergehend abgenommen wurde. Safety first auf der ganzen Linie!

 

Unsere Tour geht weiter der Bay entlang bis nach Penarth. Auf dem Weg überqueren wir drei riesige Schleusen. Alle Boote, die von der Bucht aufs Meer raus wollen, müssen da durch. Der Wasserspiegel in der Bucht wird konstant hochgehalten. Die Differenz zwischen der Wasserhöhe in der Bucht und dem jeweils aktuellen Stand des Meeres wird mit der Schleuse überwunden. Auf dem Rückweg erleben wir das Schauspiel noch live. Wie bei einem Bahnübergang hindert uns eine Schranke an der Weiterfahrt. Viele Lampen blinken und akustische Warnsignale ertönen. Unter riesigem Lärm und knarrenden Geräuschen wird die Fahrbahn mittels Zugbrücke hochgefahren. Die wartenden Schiffe reihen sich schön auf und fahren hintereinander in die Schleusenkammern. Wir sind aber der Präzision der Manöver begeistert. Ich frage einen Herrn in gelber Weste, der offensichtlich hier arbeitet und kein Demonstrant aus Frankreich ist, wie das Prozedere an der Schleuse abläuft. Als Bootfans interessiert uns natürlich jedes Detail! Wir erfahren, dass die Schleuse alle halbe Stunde in Betrieb ist. Jedes Schiff muss sich zwingend vorgängig beim Tower melden und die Dimensionen des Schiffs bekannt geben. Dann erhält es einen Slot und eine verbindliche Position. Die Reihenfolge muss genau eingehalten werden. Die Frachtschiffe fahren nicht hier durch, die werden heute nicht mehr direkt in der Bay abgefertigt.

 

Cardiff würden wir sofort wieder besuchen. Die Stadt ist extrem vielseitig und architektonisch äusserst spannend. Das kulinarische Angebot begeistert uns (bis auf den grünen Salat bei Jamie Oliver) und die Menschen, die wir getroffen haben, waren super nett. DAUMEN HOCH!

 

Morgen fahren wir nach St Ives, Cornwall! Es soll über 20 Grad warm werden! Wahnsinn!

 

 

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