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Wenn dem Gärtner die Hecken durchbrennen!

Heute ist der Tag der Kontraste. Am Vormittag besuchen wir Levens Hall, einen prächtigen englischen Landsitz mit einem über 300 Jahre alten Garten der skurrilen Art. Am Nachmittag geht’s spontan 80 Meter senkrecht nach oben. Wir steifen durch Blackpool, die Vergnügungsmetropole an der Westküste! ...und wir haben den Camping-Platz kurzfristig umgebucht. Aufgrund der diversen Interaktionen mit der Gästebereuung kam bei uns nämlich der Verdacht auf, dass wir nicht ganz das Zielpublikum für den gebuchten Platz sind.

Seit gut 10 Tagen wird H-P vom gebuchten Campingplatz in Blackpool mit E-Mails zugespamt. Es ist ein bunter Mix aus Informationen, aber sie wollen vieles auch schon sehr genau wissen. 7 Tage vor der Anreise z.B. bereits auf die Stunde genau, wann wir anreisen werden. Der Slot muss zwingend eingehalten werden, es werden keine kurzfristigen Änderungen toleriert. Sie informieren uns explizit, dass grillen auf dem Platz verboten ist. Im FAQ sehen wir, dass die Toiletten und Duschen rund 15 Gehminuten vom Stellplatz entfernt sind und sehr wichtig: Sie haben jetzt neu auf dem Campingplatz einen eigenen Burger King. Wir melden zurück, dass wir noch nicht wissen, wann wir eintreffen werden. Dann wird uns einfach das Fenster 12.00 Uhr – 13.00 Uhr zugewiesen. Als sie noch zusätzlich fragen, ob wir mit Flugzeug, Taxi oder Bahn anreisen und dafür auch noch zwei Voicemailnachrichten hinterlassen, überläuft das Fass. Wir haben einen Stellplatz für den Campervan gebucht, das Nummernschild mussten wir auch schon melden und sie fragen, wie wir anreisen werden....die haben definitiv etwas eingeworfen! Also sofort stornieren und eine neue Bleibe organisieren!

 

Bevor es heute nach Blackpool geht, machen wir noch einen Besichtigungs-Stopp. Levens Hall ist ein Anwesen in der Ortschaft Kendal, welches in Privatbesitz ist. Hier befindet sich der älteste und grösste Formbaugarten, auch Formschnittgarten genannt, der Welt (pha, was ich in diesen Ferien alles lerne). Der französische Gärtner Guillaume Beaumont wurde 1694 angeheuert um die Anlage in Schwung zu bringen und er hat erfüllt! Ev. hat er leicht übererfüllt und vermutlich bevor er die Schere in die Hand nahm, ein Pülverchen eingeworfen. Den Pflanzen hat’s nicht geschadet. 25 der damals gepflanzten Eiben stehen angeblich noch heute. Wunderschöne Gärten gibt es in England unzählige aber das hier ist eine eigene Liga und man fühlt sich irgendwie in eine andere Welt katapultiert. Es ist skurril und so sehenswert, dass auch schon die ganze Königsfamilie hier zu Besuch war.

 

Das dazugehörige Gebäude ist ebenfalls sehr eindrücklich. Dunkle Holzvertäfelungen und lederne Wandbezüge, italienischer Stuck, uralte Wappen und schwere Holzmöbel mit filigranen Schnitzereien aus dem 16. Jahrhundert schmücken die vielen Räume. Die Besitzer wohnen übrigens auch auf dem Anwesen, allerdings im hinteren Teil. Wir staunen nicht schlecht, als wir erfahren, dass sie 40 Jahre alt sind und zwei kleine Kinder haben. In der Leven Hall Kitchen geniessen wir ein Late Breakfast! Fast alles auf dem Teller stammt aus eigener Produktion und natürlich aus dem eigenen Garten! Wundervoll!

 

Am Nachmittag schlagen wir in Blackpool auf. Hier sind so viele trümmlige Gestalten unterwegs, wir sind zuerst gar nicht sicher, ob wir den Van wirklich abstellen wollen. 

Wenn sich pro Jahr 18.2 Millionen Besucher hier hinwagen, dann sollten wir das auch gemeistert kriegen. Also parken und loslaufen. Es reihen sich teils schmuddelige Clubs, Spielhöllen und Restaurants gefühlt kilometerlang aneinander. Es ist Montagnachmittag und natürlich tote Hose. Ehrlich gesagt zum Glück, denn hier will ich lieber nicht sein, wenn der Bär brummt. Vermutlich noch vom Wochenende liegen leere Bierflaschen und Fast Food Abfall rum. Fast wäre ich auf einen überdimensionalen falschen Wimpernbogen getreten. Aus Versehen treten wir ab und zu auf verlorenem Billigmodeschmuck. Ladies, euch hat das Weekend in Blackpool wohl ordentlich zugesetzt!

 

 

Eine Attraktion dürfen wir auf keinen Fall verpassen! Die Reise in den Himmel startet mit einem Stopp im 4D-Kino, in dem coole, multisensorische Spezialeffekte die lange Geschichte des Blackpool Towers in einem Film zum Leben erwecken. Wir werden mit Wasser angespritzt, mit Seifenblasen eingehüllt und mit Schaum besprüht. Dann geht’s mit dem Aufzug in 90 Sekunden auf 80 Meter Höhe hinauf (mit Höhenangst der Brüller). Die ganz mutigen, wie H-P (und meine Adidas Sneakers), stehen dann noch auf den Glasboden fürs Erinnerungsfoto. Coole Sache hier!

 

Weiter geht’s, noch 1 h Fahrt zum neu gebuchten Campingplatz und dann BBQ auf unserem Stellplatz. Legal natürlich!

 

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