
Nach dem frühen Start gestern lassen wir es heute etwas gemütlicher angehen. Kein Wecker im Morgengrauen, keine Eile – schliesslich sind wir im Tessin, da läuft die Zeit ohnehin etwas entspannter.
Das Wetter? Irgendwo zwischen dem Traumtag von gestern und dem etwas grauen Start unserer Reise. Aber wir nehmen’s, wie es kommt. Und heute haben wir eine ganz klare Mission: aufs Wasser! Wenn das Kursschiff direkt vor unserer Haustüre anlegt, wäre es ja fast eine Sünde, nicht zumindest eine kleine Runde zu drehen.
Pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk gleitet die San Gottardo ans Ufer. Während sich die meisten Passagiere gleich nach drinnen in die Wärme verziehen, bleibe ich standhaft draussen an Deck. Ich liebe dieses Gefühl, wenn einem der Wind auf dem Schiff um die Nase weht – selbst wenn er heute eher in die Kategorie „bissig“ fällt. Ohne Mütze, Schal und Handschuhe geht da gar nichts. Es ist spürbar kühler als gestern – sicher gut zehn Grad Unterschied.
Es ist mucksmäuschenstill, während die San Gottardo fast schwerelos über den spiegelglatten See gleitet. Ein magischer Moment, fast wie aus der Zeit gefallen. Auch H-P hält es irgendwann nicht mehr im Innern aus und kommt an Deck – zusammen staunen wir auf der Rückfahrt beautiful Morcote an. Wie hypnotisiert. Kein Wunder wird dieses Juwel immer wieder als eines der schönsten Dörfer der Schweiz gefeiert.
Am Nachmittag machen wir noch einen Spaziergang – diesmal in die entgegengesetzte Richtung vom Vortag. Die Gegend überrascht uns: Pompöse Ferienresidenzen reihen sich aneinander, teils luxuriös restauriert, teils wirken sie wie Dornröschen, die darauf warten, aus ihrem langen Schlaf geweckt zu werden. Dieser Mix aus mondän und verschlafen verleiht Morcote einen ganz eigenen Charme.
Und weil wir hier wirklich alles zu Fuss machen können, bleibt unser Auto weiterhin brav in der Tiefgarage.
Zum Lunch gönnen wir uns heute etwas Besonderes: weiss gedeckte Tische, Stoffservietten und Gastgeber, die mit einer Herzlichkeit aufwarten, als wären wir alte Freunde. Das Essen? Ein Gedicht – wieder einmal.
Bevor wir am Abend unsere Taschen packen, zieht es uns nochmals an die frische Luft. Jede letzte Minute draussen saugen wir in uns auf, als könnten wir sie konservieren für die Zeit zurück im Alltag.
Morgen heisst es früh aufstehen – 04:00 Uhr Abfahrt, um den Gotthard-Stau zu umgehen. Und tatsächlich: Die weise Entscheidung zahlt sich aus. Wir fahren zurück nach Zürich, ohne eine einzige Minute Stau. Ein perfekter Abschluss für ein rundum perfektes Tessin-Wochenende.
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