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Abgeschleppt!

Wir haben gemacht, was hier scheinbar alle machen. Und es war super fun, bis es das plötzlich nicht mehr war. Kein Vor, kein Zurück. Festgefahren in Dänemark - wortwörtlich. Hell no, we are stucked! Aber eins nach dem anderen … ich lass die Katze natürlich noch nicht aus dem Sack!

 

Heute steht der Grenzübertritt an: Dänemark, wir kommen! Mit einem Kaffee und einer warmen Portion Porridge im Bauch nehmen wir die heutige Etappe unter die Räder. Es geht von Lohe in Deutschland bis nach Rømø in Dänemark, rund vier Stunden Fahrt. Nach dem gestrigen Sturm ist das ganze Areal des Campingplatzes sumpfig. Also: nichts wie weg!

 

Das Wetter ist durchzogen; mal Regen, mal kurze sonnige Abschnitte. Als wir die Sonne am dringendsten brauchen, schüttet es aus Kübeln. Wir stehen vor dem Marks Tower, einem stählernen Koloss, der seit 2021 über Skærbæk thront. Die letzte Besucherin kämpft sich gerade von der 25 Meter hohen Plattform nach unten – bei jeder Stufe klammert sie sich ans Geländer. Zum Starkregen gesellen sich nun auch noch stürmische Böen. Wir verzichten auf den Aufstieg und fahren weiter.

 

Nächster Halt: das Nationalmuseum Kommandørgården - auf den Spuren der Walfänger! Ein Katzensprung vom Parkplatz, doch der Wind bläst uns fast weg. Das stylische Museums-Café hat leider geschlossen, das Kartenterminal an der Kasse streikt. Hätten wir da schon ahnen müssen, was noch kommt?


Zwischen dem 17. Jahrhundert und bis gut 150 Jahre später lebte die Region hauptsächlich vom Wal- und Robbenfang. Die Jagd fand in den eisigen Gewässern nahe Grönland und Spitzbergen statt. Von grösseren Schiffen aus wurden kleine Ruderboote zu Wasser gelassen, in denen Harpuniere ihre Harpunen tief in den Walspeck stiessen. Das war ein stundenlanger, erbitterter Kampf zwischen Mensch und Tier, nicht immer mit dem besseren Ende für den Menschen.

 

Der Kommandør war der Kapitän eines Walfängerschiffs. Viele verdienten so gut, dass sie sich zu Hause prachtvolle Höfe mit holländischen und friesischen Kacheln sowie hochwertigen Möbeln leisten konnten. Das Museum ist in einem solchen Hof aus dem Jahr 1746 untergebracht - ein echter Geheimtipp! Highlight: das riesige Walskelett, das vor vielen Jahren an dieser Küste angeschwemmt wurde.

 

Weiter geht’s nach Lakolk Strand. Wir merken zunächst gar nicht, dass wir bereits direkt beim Campingplatz sind. Wieso? Wir haben im Navi den Strandabschnitt eingegeben, auf dem man - also alle anderen auch - direkt mit dem Fahrzeug auf den Sand fährt. Vielleicht sind wir noch etwas high vom besten Hot Dog ever. Klingt verrückt? Vielleicht. Aber der Sand ist so fest, dass er selbst unseren 3.5-Tonnen-Pottwal alias Camping-Van problemlos trägt. Nein, wir haben keinen 4x4, aber wir sind ja auch nicht die Schwersten am Strand.

 

Dann passiert’s: Die Räder graben sich plötzlich 30 cm tief in den Sand. Es geht nichts mehr. Game over! H-P versucht all seine im Engadin gelernten Schnee-Tricks, hilft alles nichts. Wir steigen aus. Keine zwei Minuten später steht schon eine Gruppe freundlicher Helfer:innen um uns herum. Eine Frau meint: „Oh, das ist uns in Schweden auch passiert. Habt ihr Anfahrhilfen dabei?“ - „Äh … nein!“

 

Ein anderer schlägt vor, mit einer Schaufel beim Vorderrad zu graben. Ich gebe mein Bestes mit unserem kleinen „Schüfeli“ aus dem Putzset. Wir wippen, graben, schieben mit vereinten Kräften. Keine Chance. Und wann ist eigentlich Flut?

 

Die Stimmung schwankt zwischen fassungslosem Lachen und langsam aufkommender Verzweiflung.

Da rollt aus der Ferne ein Pick-up heran. Der Fahrer steigt aus, winkt freundlich: „Ihr könnt’s weiterprobieren oder ich zieh’ euch raus.“ RAUSZIEHEN, bitte schön!

Nicht gratis, das ist sein Neben-Business. Zwischen 2 und 10 Festsitzende holt er pro Tag aus dem Sand. EUR 30 wechseln die Tasche – er ist Deutscher, bevorzugt daher Euro. Haken, Spanngurte, klare Instruktionen für H-P- und zack, mit seinem Dodge RAM zieht er uns zurück auf sicheren Boden, als wäre es ein Kinderspiel.

 

Wir plaudern noch etwas mit ihm. Sein Tipp: Nur auf sehr dunklem Sand fahren – und nie dort, wo Muscheln liegen! Er empfiehlt uns ausserdem zwei coole Events am Strand – leider sind wir dann schon wieder weitergezogen.

 

Später geniessen wir auf unserem Stellplatz gemütlich einen Frosch (ja, wirklich!) und machen uns danach auf einen Rundgang durch die Dünen. Zu Fuss, versteht sich!

 

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