Keine Strände, keine Klippen direkt vor der Haustür, dafür pocht hier das echte kornische Alltagsleben. Truro ist Cornwall ohne Postkartenfilter und vielleicht genau darum so spannend und absolut einen Besuch wert. Die Hauptstadt von Cornwall ist busy, wenig überraschend, so kurz vor Weihnachten.
Für heute Montag sind regelmässige Regenschauer angesagt. Wir entscheiden uns trotzdem (oder gerade deshalb) für einen Tagestrip nach Truro, der einzigen Stadt Cornwalls gemäss offizieller Bezeichnung. Stadtstatus seit 1877, rund 20'000 Einwohner und mit einem gesunden Selbstbewusstsein auch «The Big City» oder «The London of Cornwall» genannt. Grossstadt-Gefühl für uns Emmet’s? Nein. Charme? Definitiv.
Hä? Emmet’s? Das Wort stammt aus dem kornischen Dialekt und bezeichnet Touristen oder Urlauber. Ob liebevoll oder leicht spitz gemeint? Darüber wird diskutiert. Wir wissen’s nicht. Spielt's eine Rolle? Nope!
Petrus hat heute übrigens Humor. Er denkt sich: Machen wir mal alles ausser das, was die BBC-Meteorologen angekündigt haben. Statt Regen gibt’s stahlblauen Himmel und plenty of sunshine den ganzen Tag. 10 Grad Celsius, in der Sonne fast mild, im Schatten hingegen eisig kalt, vor allem wegen des stetigen Winds. Ich bin leicht übermütig und habe eine isolierende Schicht unter der Jacke weggelassen. Spoiler: keine gute Idee. Morgen kehrt der Cashmere-Pulli zurück ins bewährte Zwiebelschalen-Prinzip.
Truro blickt auf eine eindrückliche Geschichte zurück. Von einer frühen keltischen Siedlung entwickelte sich die Stadt zu einem wichtigen mittelalterlichen Handelszentrum, reich geworden durch Zinn- und Kupferbergbau. Im 18. und 19. Jahrhundert war Cornwall eine Art Tech-Hub der Industriezeit aber mit Pickel statt Laptop.
Die kleine Altstadt ist am Vormittag schon prall gefüllt mit Leben. Weihnachtseinkäufe überall, bei Marks & Spencer brummt der Bär. Wir bummeln über den Weihnachtsmarkt, und wie die Briten so sind: viele Menschen, aber null Hektik. Alles wirkt erstaunlich gelassen.
Die historischen Gebäude werden von der Sonne perfekt in Szene gesetzt. Die Steinfassaden reflektieren einen warmen, gelblichen Farbton und hüllen die Stadt in eine freundliche Stimmung. Wir lassen uns über Kopfsteinpflaster durch verwinkelte Gassen und die schöne Fussgängerzone treiben, rein in Läden, raus mit der einen oder anderen Einkaufstüte.
Vorbei an der riesigen neugotischen Kathedrale (nur drei Tüme, wer kommt auf sowas?) zieht es uns in ein kleines Pub. Late Lunch am Fenster, perfekter Blick auf die Fussgängerzone. Wir feiern jedes Weihnachtsoutfit, das an uns vorbeizieht und ich würde sagen: Die Range dessen, was hier getragen wird, ist deutlich breiter als in der Schweiz. Da könnten wir schon noch ein bisschen mutiger sein!
Bevor wir zurück nach St Ives fahren, machen wir noch Halt in einem unserer Lieblings-Delis. "The Great Cornish Food" verkauft ausschliesslich Überraschung! Produkte aus Cornwall. Ein absolutes Schlaraffenland. Crackers, Schokolade, Honig, Shortbread, Chips, Makrelen-Pâté (to die for), Weine, Spirituosen, Käse, Nüsse, Bier, Cider, Gemüse, Früchte, Pies, Kuchen, Kaffee, Tee, Marmeladen, Charcuterie, Fleisch, Fisch… ich könnte ewig aufzählen. Da ist genau das drin was es braucht um super lecker zu schmecken, komische E-Zahlen findet man selten und ich schlage vor, wir eröffnen in der Schweiz eine Filiale von "The Great Cornish Food". Hand hoch, wer das auch will!
Was das Ganze top of the pop macht? Jede einzelne Verpackung ist ein kleines Kunstwerk. Es gehört zur Identität der Produzenten. Hier wird handwerkliches Design wirklich gelebt und zwar nicht nur bei Lebensmitteln. Auch Menükarten, Flyer und Werbung sind einfach on point. I love it.
Zurück in der Wohnung erwischen uns auf den rund 500 Metern vom Parkplatz nach Hause die ersten Tropfen. Und jetzt? Es schifft in Strömen. Timing: 10/10.
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