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Breathtaking in every way!

Heute ist Wandertag. Die Rucksäcke sind gepackt, die Wanderschuhe geschnürt und los geht’s. Der Magen meldet sich zwar schon früh, Frühstück gibt’s aber unterwegs. Vorher steht noch ein Pflichtprogramm an: Lebensmittel einkaufen für Weihnachten. H-P hat online einen preisgekrönten Farm Shop entdeckt. Eine Bauernfamilie verkauft dort selbst produziertes Fleisch und Gemüse sowie Produkte von umliegenden Höfen. On top: ein Café mit Barista-Quality Coffee. So zumindest das Versprechen auf der Website vom St Buryan Farm Shop.

Dass die Anzahl Menschen in St Ives über die Festtage stark ansteigt, wissen wir. Was das konkret heisst, wird uns heute Morgen sehr anschaulich vor Augen geführt. Auf dem Weg zum Auto wollten wir noch schnell ein Brot fürs Abendessen in der St Ives Bakery kaufen. Öffnungszeit: 08.00 Uhr. Wir sind kurz vor 09.00 Uhr dort. Resultat: sämtliches Brot ausverkauft. Übrig geblieben ist nur noch süsses Gebäck. Unfassbar. Unverrichteter Dinge ziehen wir wieder ab.

 

Nach rund einer Stunde Fahrt erreichen wir St Buryan und den besagten Farm Shop. Wow. Einmal mehr stehen wir sprachlos da. Mitten im Nirgendwo erhebt sich ein grosses, modernes Gebäude. Die Produkte sind perfekt präsentiert, rund 90 % der Artikel stammen aus der Region. Unser Plan für den Weihnachtsabend steht schnell fest: ein schönes Stück Fleisch direkt vom Hof. Die freundliche Dame hinter der Theke organisiert uns sogar noch zwei Stück Rindsfilet, obwohl wir natürlich nichts vorreserviert haben. Im Gegensatz zu gefühlt allen anderen Kunden.

 

Wir kaufen allerlei. Und noch ein bisschen mehr. Kartoffeln, Karotten, Zwiebeln, Wein, Pasta, Milchprodukte, BROT und Gewürze. Nach einem sensationellen Café Latte und etwas Selbstgebackenem fühlen wir uns bestens vorbereitet. Ready für den Walk. Wir fahren noch ein Stück weiter und lassen unseren MG für ein paar Stunden auf einem Parkplatz zurück.

 

Das klingt jetzt vielleicht etwas poetisch, aber: Wandern auf dem South West Coast Path ist nicht einfach Wandern. Es fühlt sich an wie ein Dialog mit dem Atlantik. Ein ständiges Auf und Ab zwischen Klippenkante und Meereslinie, zwischen Wind im Gesicht und salzigem Geschmack auf den Lippen. Die Aussicht ist stellenweise überwältigend. Wir sind schon viele Meilen auf diesem Path gelaufen und trotzdem ist es einfach nie genug.

 

Der Weg schlängelt sich wie ein loses Band entlang der Küste. Mal breit und sanft, dann plötzlich schmal, felsig, rutschig und zwischendurch auch pflotschig. Zur linken Seite: endloses Blau, heute immer wieder auch Grau in allen erdenklichen Nuancen. Zur rechten Seite: sattgrüne Wiesen, Trockensteinmauern, stacheliges Gestrüpp sowie ab und zu Schafe oder Pferde auf der Weide.

 

Was wir am South West Coast Path besonders lieben: Man geht nie einfach nur von A nach B. Man bleibt stehen. Immer wieder. Weil hinter der nächsten Kurve eine neue Perspektive wartet. Weil die Klippen anders aussehen als noch vor fünf Minuten. Weil unten im Wasser Wellen brechen, als hätten sie mit den Felsen eine ganz persönliche Rechnung offen. Wir sind zwei kleine Punkte mittendrin. Das wird uns nochmals bewusst, als wir die Drohne steigen lassen. Absolut atemberaubend.

 

Den Rückweg zum Auto legen wir etwas weiter landeinwärts zurück, um abzukürzen. Das Minack Theatre ist heute für Besucher geschlossen, was selten der Fall ist. Wir nutzen die Gelegenheit für einen kurzen Drohnenüberflug. Wenn man selbst im Theater sitzt, fühlt es sich riesig an. Aus der Vogelperspektive wirkt es überraschend kompakt.

 

Keine fünf Minuten vom Minack entfernt wartet gleich das nächste Highlight, diesmal historischer Natur. Porthcurno spielte ab dem späten 19. Jahrhundert eine zentrale Rolle in der globalen Telekommunikationsinfrastruktur. Ab 1870 wurden von hier aus Untersee-Telegrafenkabel verlegt, die Grossbritannien mit Europa, Afrika, Asien und später auch Amerika verbanden. Der Standort war strategisch perfekt gewählt: eine geschützte Bucht, direkter Zugang zum offenen Atlantik und stabile Granitklippen für die landseitige Führung der Kabel.

 

Spezialisierte Kabelschiffe verlegten die Leitungen auf dem Meeresboden, an Land wurden sie durch Schächte, Tunnel und eigens gebaute Kabelkanäle in die Betriebsgebäude geführt. Dort überwachte man Signalqualität, schaltete Verbindungen und hielt den internationalen Nachrichtenverkehr am Laufen. Im 20. Jahrhundert entwickelte sich Porthcurno zu einem der wichtigsten Kommunikationsknotenpunkte der Welt. Zeitweise lief ein Grossteil des globalen Telegrafenverkehrs genau hier durch.

 

Heute ist von dieser Infrastruktur kaum noch etwas sichtbar. Und doch gilt Porthcurno als Geburtsort der globalen, kabelgebundenen Datenübertragung. Sozusagen ein frühes Rückgrat unseres heutigen, weltumspannenden Kommunikationsnetzes. Kaum zu glauben, dass es ausgerechnet hier keinen Mobil-Empfang gibt. Sachä git's!

 :-)

 

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