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Cosy Sunday with a hint of drama!

Frühstück heute ganz bewusst low key, denn das Spotlight liegt klar auf dem Lunch. Es ist Sonntag, und wer es noch nicht weiss: In UK ist der Sunday Lunch quasi heilig. Traditionell trifft sich die ganze Familie im Restaurant, um gemeinsam zu schlemmen. Wir sind zwar «nur» zu zweit unterwegs, lassen uns diesen britischen Klassiker aber selbstverständlich nicht entgehen. Auf dem Rückweg dann noch Action in Downtown St Ives, genauer gesagt down at the Wharf. Die Nora Stachura wird gelauncht. Wir, wie auch alle anderen Passanten, bleiben abrupt stehen und schauen gebannt zu. So ein Lifeboat-Einsatz hat definitiv Magnetwirkung.

 Wenn mir mal wieder jemand sagt: «Wie kannst du nur nach England in die Ferien gehen? Dort ist das Essen schrecklich!» Dann war diese Person entweder vor 20 Jahren das letzte Mal hier oder hat wirklich ein ausgesprochen schlechtes Händchen bei der Restaurantwahl. Wir haben mittlerweile fast das ganze Land bereist, gelten als anspruchsvolle Esser...und ganz ehrlich: zu meckern gibt es hier rein gar nichts.

 

Für die Gastro-Szene in St Ives lege ich sogar meine Hand ins Feuer. Ach was, beide Hände. Und ich ziehe den Kreis bewusst noch etwas weiter: Die Food Industry generell ist hier beeindruckend. Dazu zählen auch Delis, Bäckereien und kleine Produzenten. St Ives bietet eine Auswahl an preisgekrönten Restaurants, Bars und Cafés, die ihresgleichen sucht. Familienfreundlich oder romantisch, direkt am Strand oder mit weiss gedecktem Tisch, alle haben Zugang zu hervorragendem lokalen Seafood und erstklassigen Produzenten aus der Region.

 

Die Bandbreite ist enorm: Delis, Fish-&-Chips-Läden, High-End-Seafood-Restaurants, Eisdielen, Bäckereien, Gourmet-Burger-Bars, Teestuben, Gebäckläden, vegetarische Cafés und herrlich altmodische Fudge-Läden. Dazu kommen buzzling Cocktail Bars und klassische Pubs mit deftigem Pub Food. International wird es mit mexikanischer, italienischer, thailändischer, spanischer und indischer Küche, ergänzt durch spezialisierte Wein- und Coffee-Shops. Service  superfreundlich und Ambiente in jedem einzelnen Spot durchdacht, individuell und liebevoll gestaltet. Interior Design hat hier einen ganz anderen Stellenwert als bei uns, fast schon nordisch. Und ich gebe noch einen obendrauf: Alles zu Fuss erreichbar!

 

Uns zieht es heute zum Lunch ins Porthminster Beach Café. Ein mehrfach ausgezeichnetes Restaurant direkt am Strand, bekannt für seine innovative, mediterran und asiatisch beeinflusste Fischküche sowie den hauseigenen Gemüsegarten. Und weil der Fisch hier schlicht hervorragend ist, schwenken wir spontan vom klassischen Sunday Roast auf den Catch of the Day. Eine sehr, sehr, sehr gute Entscheidung. Der Hake war sensationell.

 

Wir schlendern gerade der Hafenpromenade entlang, als plötzlich der Alarm der RNLI Lifeboat Station ertönt. Kurz etwas Hintergrund: RNLI steht für Royal National Lifeboat Institution. Eine britische Wohlfahrtsorganisation, die seit 1824 Leben auf See rettet. Sie ist unabhängig von Regierung und Küstenwache und finanziert sich vollständig durch Spenden, Legate und ehrenamtliches Engagement.

 

Am Fenster der Station hängt übrigens ein kontaktloses Kartenterminal -> GBP 3 pro Spende. Mein persönliches Credo: Jedes Mal, wenn ich vorbeilaufe, spende ich. Über zehn Jahre kommt da einiges zusammen.

Was leisten sie konkret?

  • 24/7 Seenotrettung rund um Grossbritannien und Irland
  • Betrieb von über 230 Lifeboat-Stationen
  • Einsatz hauptsächlich ehrenamtlicher Crews
  • Zusätzlich Strand-Lifeguards und Wasser-Sicherheitskampagnen

Vom Prinzip her vergleichbar mit unserer freiwilligen Feuerwehr: top ausgebildete Zivilpersonen auf Pikett, die im Ernstfall alles stehen und liegen lassen. In St Ives, erste dokumentierte Einsätze gab es bereits in den 1860er-Jahren, sind zwei Boote stationiert:

  • Nora Stachura, ein All-Weather-Lifeboat
  • Donald Dean, ein Inshore-Lifeboat, ideal für Einsätze im Flachwasser – vereinfacht gesagt: ein extrem robustes Schlauchboot

Die Nora Stachura, die wir gerade live beim Launch erleben, ist das Flaggschiff der Station. Ein Boot der Shannon-Klasse...der Nautik-Fan in mir meldet sich kurz. Entwickelt für alle Wetter- und Seebedingungen, mit hoher Geschwindigkeit, Wasserjet-Antrieb statt Propeller, Selbst(wieder)aufrichtung bei Kenterung und Platz für bis zu 60 gerettete Personen. Knapp 50 km/h schnell. schon ziemlich beeindruckend, oder?

 

Strandstartfähig ist sie übrigens auch, was hier zwingend nötig ist: Es ist gerade Low Tide. Gelauncht wird sie mit einem Fahrzeug, dessen offizieller Name mir entfallen ist, nennen wir es pragmatisch ein «Pistenfahrzeug». Gerade höre ich, dass das kleinere Schlauchboot auch schon draussen ist. 2025 hat St Ives übrigens bereits ein rekordverdächtiges Einsatzjahr erlebt: über 85 Launches, mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr.

 

Auch wenn der Hintergrund eines Lifeboat-Launches natürlich nie erfreulich ist, bleibt das Zuschauen ein echtes Highlight. Gefühlt mehrere hundert Menschen haben sich mittlerweile rund ums Hafenbecken versammelt und verfolgen das Geschehen gebannt. Ganz unten habe ich noch ein aus dem Handgelenk gefilmtes Video eingefügt.

 

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