Wieso London nicht in Deutschland ist!

Wir fahren heute weiter in die weltberühmte Universitätsstadt Cambridge. Das Wetter ist sehr grau und es regnet auf weiten Strecken der rund 3-stündigen Fahrt. Unterwegs machen wir uns auf die Spuren der Codebreaker und heute Abend stellen wir auch das erste Mal unseren Campervan auf einem Camping Platz auf. Hoffentlich ist dieses Unterfangen einfacher, als das Knacken von Enigma.

 

Als H-P mir sagt, wir besuchen den Bletchley Park, habe ich spontan an einen Nationalpark gedacht – ein Weiher mit ein paar Enten! Als Informatiker mit dem Fachgebiet Cyber Security sei es ein no go an diesem historischen Ort ohne Stopp vorbeizufahren. Dann steht vermutlich dann doch nicht ein Entenweiher im Foukus. Der Name hat mir nichts gesagt. Er hat mir dann aber erklärt, dass sich im Bletchley Park die Geschichte des Films «The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben» abgespielt hatte. An diesen Film kann ich mich gut erinnern.

 

Hitler hatte während des zweiten Weltkriegs versucht die Engländer auszuhungern. Diese wiederum haben die Funksprüche der Deutschen abgefangen. Über 8'000 Beschäftigte, viele davon Frauen, entschlüsselten unter strenger Geheimhaltung die Codes der Deutschen. Die Geheimhaltung wurde ganz krass durchgesetzt. Wer über seinen Job redete, wurde erschossen. Extremes NDA würde ich meinen! 

 

Die erfolgreiche Entschlüsselung der codierten Meldungen war unter anderem Alan Turing und seinen Turing-Bombes zu verdanken. Das Wort Bombe ist in diesem Fall aus meiner Sicht etwas irreführend. Es sei von einem polnischen Wort abgewandelt, dieses stehe für etwas Gutes. Effektiv sind es Maschinen, die Turing gebaut hat. Diese konnten die ENIGMA-Codes der Deutschen entschlüsseln und waren die Grundlage für die Entwicklung aller künftiger Computer. Die ganze Geschichte ist sehr beeindruckend, da trotz der eingesetzten Maschinen sehr viel manuelle Arbeit gemacht werden musste. Auch die Arbeitsbedingungen der Abhör- und Entschlüsselungsspezialisten waren hart. In ständiger Dunkelheit und mit nur wenigen freien Tagen im Monat habe sie fast bis zum Umfallen geackert. Viele von ihnen hatten massiven Vitamin D Mangel und wurden darum mit Lichtherapien behandelt.

 

Die Führungskräfte im Bletchley-Part hatten schon früh bemerkt, dass motivierte Mitarbeiter bessere Arbeit leisten. Aus diesem Grund wurde darauf geachtet, dass immer genügend und gutes Essen zur Verfügung steht. Auch wurden regelmässig Tanzveranstaltungen und Konzerte angeboten. 

 

Der Ort und alle Tätigkeiten waren bis 1973 streng geheim und niemand wusste, was in diesem Anwesen und den umliegenden Hütten in der Parkanlage wirklich vor sich ging. Ein Entenweiher hat es übrigens auch, wusste ich es doch! Ohne Turing und die Mitarbeiter des Bletchley Parks wären wir heute vielleicht alle Deutsche oder Italiener oder?...

 

Und jetzt ist es soweit. Wir sind auf dem Camping Platz in Cambridge angekommen. Auf der Reservationbestätigung steht frühstes Eintreffen 13.00 Uhr. Bis wann Abends die Ankunft möglich ist, finden wir weder online noch auf irgendwelchen Dokumenten. Es ist bereits nach 17.00 Uhr und wir hoffen, die sind noch da bzw. die Schranke ist noch offen. Alles kein Problem! Sie sind noch da und sensationell freundlich. Ich erzähle direkt, dass wir absolute Camping-Greenhorns sind und keinen Plan haben, wie das hier so läuft. Das nette ältere Ehepaar an der Rezeption läuft zu Hochform auf. Sie schicken mich zuerst los, ich könne mir einen Platz aussuchen. 5 stehen zur Auswahl. Ich entscheide mich für Platz 9, der ist schön am Ende eines Weges gelegen und nicht weit von den Facilities aka WC, Dusche, Abwaschstelle etc. entfernt.

 

Zurück in der Rezeption haben sie schon einen Plan vorbereitet und auch gleich schon unseren Van eingezeichnet. Auch dass wir rückwärts einparken sollen, dann ist der Stromanschluss gleich an der richtigen Stelle. Sie wollten dann auch noch wissen was wir für eine Tour machen. Als ich die 6 Wochen grob erzählt habe kommen sie aus dem Staunen nicht mehr raus und sind begeistert. Ich habe dann natürlich nicht erzählt, dass wir ca. 1/3 der Reise auf Campingplätzen und den Rest in Ferienwohnungen/Hotels verbringen.  Wir wollen ja, dass sie uns gleich so richtig ins Herz schliessen hier.

 

Das Aufstellen funktioniert im Grosen und Ganzen super. Ein paar Opitimierungsmöglichkeiten gibt es aber schon. Z.B. laufen wir x mal um den Van rum weil wir immer wieder etwas vergessen haben...im Sinne von «ach ja, Gasflasche noch aufdrehen, sonst wird die Pasta nicht gekocht». Kaum haben wir alles fertig aufgestellt, bemerken wir einen krassen Temperatursturz. Von 6 Grad auf 0 Grad. Es beginnt wie aus Kübeln zu regnen, danach graupelschauert und schneit es. Wir sitzen völlig verdattert im Van. Ryan von Campervantastic hatte uns gesagt, dass wir die Standheizung sicher nicht brauchen werden. Meine Füsse fühlen sich an wie Eiszapfen. Die Hände sind ebenfalls klamm. Die Heizung läuft jetzt auf Stufe 2. Wir kochen heissen Tee und Pasta. Die kleine Küchenzeile ist der Knaller...und das Geschirr stilecht im Design VW Bus. Läuft bei uns! ....wie die Nacht so war schreibe ich dann morgen!

 

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