In St Agnes über Klippen, Wiesen und Sand!

Es ist wieder royales Wetter heute und die für den Nachmittag angesagten 10% Regen-Wahrscheinlichkeit sind nicht der Rede wert. Das heisst ja schliesslich, dass es zu 90% nicht regnet, oder? Rucksack gepackt, Wanderschuhe angezogen, Sonnencrème eingeschmiert und Sonnenbrille aufgesetzt – wir fahren an den Chapel Port Beach nach St Agnes um von dort aus unsere Rundwanderung zu starten. Vom Zwischenfall am späteren Nachmittag, der ganz blöd hätte enden können, ahnen wir jetzt noch nichts.

Seit dem letzten Jahr sind wir Mitglieder von National Trust. Das lohnt sich für uns aktuell, da wir in den letzten gut 6 Monaten bereits das dritte Mal in England in den Ferien sind. National Trust ist eine Wohltätigkeitsorganisation, die im Jahr 1895 gegründet wurde und sich aus Spenden sowie Mitgliederbeiträgen finanziert. Die drei Gründer hatten bereits damals erkannt, dass es viele besondere Orte gibt, deren Schutz nötig ist, um sie auch für die die nachkommenden Generationen zu erhalten.

 

National Trust kümmert sich in England, Wales und Nordirland um Küsten, Wälder, Moore, Strände, Ackerland, Inseln, archäologische Überreste, Naturschutzgebiete, Dörfer, historische Häuser, Gärten, sowie um eine der grössten Kunstsammlungen der Welt. Viele der eindrücklichen Orte, die wir auf unserer Reise besichtigt haben, sind Teil von National Trust. Mit der Bezahlung der Jahresmitgliedschaft haben wir freien Zugang zu allen Institutionen und können meist auch noch kostenlos parkieren. Die direkte Konkurrenz, wenn man das so sagen kann, ist English Heritage.

 

St Agnes ist eine Ortschaft an der Nordküste der Grafschaft Cornwall. In früheren Zeiten war diese Gegend berühmt für den Zinn-Abbau. Heute finden sich noch viele Relikte aus diesen Zeiten, wie z. B. Ruinen der Maschinenhäuser. Vom Chapel Porth Beach (gehört natürlich National Trust) laufen wir los und erklimmen zuerst mit zwei kurzen Aufstiegen die ersten Klippen. Jeder Schritt ist ein neuer Eindruck. Die Landschaft ist atemberaubend. Wir haben schon viele Wanderungen an der Küste von Cornwall gemacht. Man könnte erwarten, dass wir irgendwann genug davon haben. Das Gegenteil ist der Fall. Immer wieder stehen wir irgendwo und können kaum fassen, wie schön es um uns herum ist.  Diese Route ist spektakulär und sicher eine der schönsten, die wir gelaufen sind. 

 

Unterwegs adoptiere ich fast noch einen kleinen Hund. Der ist mit seinem Frauchen unterwegs und spurtet direkt auf mich zu. Nach kurzem Blickkontakt mit der Besitzerin, knuddle ich das knuffige und flauschige Kerlchen. Jö-Alarm! Die Besitzerin erzählt, dass er gerne neue Leute kennenlernt und sich auch gerne überall Streicheleinheiten abholt.

 

Unterwegs kommen wir an unzähligen Sitzbänken vorbei, alle mit grandioser Aussicht auf den Atlantik und die felsige Küste. Als unsere Mägen so richtig knurren, also ehrlich gesagt, meiner knurrt schon lange, packen wir unseren Lunch aus und gönnen uns eine Pause. Plötzlich hoppeln einige Hasen an uns vorbei und verschwinden sofort wieder im Gebüsch. An Brot, Wurst und Käse scheinen sie nicht interessiert. Die vorbei wandernden Hunde brauchen dann aber schon ab und zu die Überredungskünste ihrer Besitzer, dass sie weiterlaufen und nicht bei uns sitzen bleiben. Könnte ja etwas runterfallen!

 

Es ist eine wundervolle Stimmung mit sturmartigen Böen, deren kühle Luft sehr angenehm ist. Auf dem Rückweg laufen wir ins Landesinnere und hinauf auf den St Agnes Beacon. Hier hatte die amerikanische Armee im zweiten Weltkrieg übrigens den D-Day geprobt. Die 10% treffen dann plötzlich auch noch ein. Wir erwischen einige Regentropfen, nicht dramatisch....gehört in England dazu wie der Toast zum Frühstück.

 

Es liegen noch ca. zwei Kilometer vor uns, da mache ich einen Fehltritt auf einen Stein, der rutscht und falle hin. Ich knicke mit dem Fuss um und bleibe einen Moment liegen. Ich sehe Sternchen. Wir sind in England, da stehen die Fussballer direkt nach dem Foul wieder auf. Also mache ich das auch. Die Aussenbänder am linken Sprunggelenk sind überdehnt, das rechte Knie aufgeschlagen und beide Handgelenke leicht gestaucht. Der Rückweg zum Auto war «not fun». Ich musste die Zähne beim Laufen ziemlich zusammenbeissen und der lose Schotter beim Abstieg hat nicht unbedingt geholfen. Positiv gesehen: Ich hatte einen riesen Schutzengel, zum Glück ist nicht mehr passiert. Das hätte einen üblen Impact auf unsere Reise haben können! Kühlen, hochlagern und Morgen sehen wir weiter!

 

A

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