Tagestrip ins Land der Kuriositäten!

Der Sonne entgegen, haben wir uns gedacht. Kommt sie nicht zu uns, fahren wir zu ihr! Und wo scheint sie? Genau! In der Wüste, und die ist weit hinter den Bergen. Wir machen einen Tagesausflug zum Salton Sea und eine Region, die die glamurösen Zeiten längst hinter sich hat. Vielleicht gerade darum ist das, was es im verlassenen Land noch hat, so eindrücklich und inspirierend!

Wir müssen früh raus, um 06:30 Uhr fahren wir ab. Es liegt ein Rundtrip mit total ca. 5 ½ Stunden Fahrt vor uns. Wir fahren von 0 auf rund 1500 Meter über Meer, wieder runter und danach sogar noch einige Meter unter dem Meeresspiegel. Das Wetter hält alles für uns bereit; Nebel, Starkregen, Sonne, orkanartige Windböen und Sandsturm....wir können es kaum fassen. Nach ca. 2 ½ Stunden treffen wir bei unserem ersten Zwischenziel ein.

 

Leonard Knight war ein sehr gläubiger Mensch. Seine Botschaft «Gott liebt alle», wollte er möglichst vielen Menschen mitteilen. So fertigte er aus vielen Tonnen Lehm, Stroh und Farbe den Salvation Mountain. Das Werk oder vielmehr fast Pilgerstädte für Gläubige, Kunstliebhaber und Hippies, steht in der Nähe des Städtchens Calipatira. Seitdem Knight 1984 einen Berg zu formen begonnen hat, sind auch einige bemalte und verzierte Autos und Trucks hinzugekommen. Mitte der neunziger Jahre hatte die Regierung von Kalifornien mehrfach versucht, Slab City, die von Künstler gegründete Gemeinde, sowie den Salvation Mountain zu schliessen. Das konnte verhindert werden, da Leonard Knight mit seinem Kunstwerk mittlerweile über die Landesgrenzen hinaus bekannt war. Der Berg wurde dann von Senatorin Barbara Boxer 2002 sogar zum Nationalen Kulturgut erklärt. 

 

Wir sind anfangs die einzigen Besucher und werden von einem Herrn Typ Aussteiger, der mit seinem Hund in einem Holzkabäuschen sitzt empfangen. Der Hund sitzt auch sogleich vor mich hin und möchte ein paar Streicheleinheiten. Als er mich dann auch noch auf dem Rundgang begleiten will, wird er von seinem Besitzer zurückgepfiffen. Was gibt’s zu Salvation Mountain zu sagen: Ein verrückter, farbiger, ungewöhnlicher und faszinierender Ort. Die Künstler und Aussteiger wohnen hier in einfachsten Verhältnissen. Sie haben weder fliessend Wasser noch Strom. Eindrücklich oder erschreckend? Ich weiss es nicht genau. Sie sagen auf jeden Fall, Slab City ist der noch einzige freie Flecken auf der Erde.

 

Es geht weiter nach Bombay Beach (68 Meter unter dem Meeresspiegel und die tiefstgelegene Stadt der USA). Bombay Beach liegt in der Sonoran Wüste im Imperial County und war in den 1950er- und 1960er-Jahren ein Ferienparadies für die Schönen und Reichen. Unzählige Promis wie die Beach Boys, Frank Sinatra, Jerry Lewis haben hier residiert. 

 

Im Jahr 1905 schwoll der Colorado River an und überschwemmte die Wüste. Während rund zwei Jahren floss das Wasser und es sammelte sich ein grosser See an. Dadurch entstand mitten in der Wüste eine Oase, die dann sehr schnell von den Menschen besiedelt wurde. Im Akkord wurden Hotels, Yacht Clubs, Häuser und Schulen gebaut. Die Region boomte.  In den späten 1970er-Jahren hatte sich das Ökosystem einschneidend verschlechtert. Es gab keine gute Wasserabführung und auch fast keine Regenfälle, die Frischwasser gebracht hätten. Zudem flossen Chemikalien von den naheliegenden Farmen in den See. Noch heute ist der Salzgehalt im Salton Sea höher, als der jedes Ozeans. Der Wasserspiegel ging rasant zurück und aufgrund der gesundheitsgefährdenden Wasserqualität kamen irgendwann auch keine Touristen mehr. Wo sich früher die Schickeria am Strand tummelte, liegen heute tote Fische. Bombay Beach ist heute ein sogenannter «Lost Place», es wohnen nur noch ca. 300 Menschen hier. Ich bin gleichzeitig schockiert und begeistert. Schockiert wegen dem was hier mit der Natur passiert ist und begeistert ab den vielen Kunstinstallationen und der eindrücklichen Landschaft. Spooky! Die Regierung hat Pläne um die Region zu sanieren. Hoffen wir,  dass auch das Geld dafür zusammenkommt.

 

Wir essen den mitgebrachten Lunch in einem State Park mit wunderbarem Blick auf den See und könnten wohl noch hunderte Fotos schiessen. 

 

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